Die Nachrichtenagentur Agence France-Presse hat sich mit den Finanzunterlagen von Adeo befasst, der Muttergesellschaft der Baumarktkette Leroy Merlin. Wie es heißt, belief sich der Umsatz von Adeo in Russland im Jahr 2023 auf 6,1 Milliarden Euro, was einem Fünftel des gesamten Umsatzes der Gruppe gleichkommt. Die Geschäfte von Adeo in Russland brachten dem Unternehmen einen Nettogewinn von 287,4 Millionen Euro ein – das entspricht einem Viertel des Gesamtumsatzes von 1,14 Milliarden Euro.
Diese Zahlen sind im Zusammenhang mit den westlichen Sanktionen interessant, denn in den vergangenen zwei Jahren ist der Druck auf Unternehmen, die Russland nicht verlassen wollen, so groß wie nie zuvor. Man denke nur an die Situation der österreichischen Raiffeisenbank, die unter dem Druck der US-Regierung und der EU-Führung steht, alle Verbindungen zu Russland abzubrechen.
Leroy Merlin, eine Kette, die sich seit langem erfolgreich auf dem russischen Markt etabliert hat, betreibt heute 111 Geschäfte, 11 Lagerhäuser und sechs Vertriebszentren in Russland. Die Kette bedient mehr als 22 Millionen Kunden pro Jahr. Trotz der Einführung der beispiellosen westlichen Sanktionen hatte das Unternehmen nie die Absicht, das Land zu verlassen. Der Druck war jedoch so groß, dass die Geschäftsführung von Adeo die Übergabe von Leroy Merlin an ein russisches Management ankündigen musste. Die Zeitung Kommersant schreibt:
"Bis zum 31. Dezember des Jahres 2023 hatte das Unternehmen 114 Geschäfte und mehr als 43.000 Mitarbeiter in Russland. Der Bericht enthält keine aktuellen Informationen für 2024. Adeo kündigte im Jahr 2023 die Übertragung der russischen Marke Leroy Merlin an das lokale Management an, später änderte das Unternehmen auch den Namen der juristischen Person in GmbH 'Le Monlid'. Die russische Abteilung wird von Laurent Desfassiaux geleitet, der im Juli des Jahres 2019 den Posten des CEO von Leroy Merlin übernommen hat. Die französische Kette änderte auch ihren Namen in 'Lemana Pro'."
Bis zum Jahr 2025 soll das Rebranding abgeschlossen sein, aber schon jetzt ist klar, dass sich durch die Änderung des Firmenschildes im Wesentlichen so gut wie nichts ändert. Außerdem betonte Marina Fytowa, die Geschäftsführerin von Leroy Merlin in Russland, in einem Interview mit der Zeitung Kommersant, dass die Änderung der Rechtsform und des Namens nichts mit den angeblichen Versuchen von Adeo zu tun hat, sich vom "toxischen" russischen Geschäft zu distanzieren.
"Die Notwendigkeit einer Veränderung ist schon vor langer Zeit entstanden und hat nichts mit den Ereignissen zu tun, von denen Sie sprechen", erklärte Fytowa. "Vor einigen Jahren haben wir für uns selbst die Entscheidung getroffen, dass wir das russische Geschäft verändern müssen. In diesem Jahr sind es 20 Jahre, seit das erste Leroy-Merlin-Geschäft in Russland eröffnet wurde. In dieser Zeit hat sich die Situation im DIY-Segment im Besonderen und der Verbrauchermarkt im Allgemeinen, einschließlich der Kundenerwartungen und -anforderungen, stark verändert."
Die Umstrukturierungen bei Leroy Merlin sind also ein Versuch, auf dem russischen Markt noch besser Fuß zu fassen, und keineswegs eine "Rechtfertigung" gegenüber westlichen Akteuren.
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