Der US-Musiker und Modeunternehmer Kanye West ist am Sonntag in Moskau an verschiedenen Orten rund um den Roten Platz gesichtet worden. Die Informationen waren zunächst rar und eine bekannte Producerin hat das alte Gerücht wieder in die Welt gesetzt, der Besuch habe mit einem baldigen Mega-Konzert von West in der "Luschniki"-Arena zu tun. Doch es stellte sich bald heraus, dass die Mutmaßungen der Producerin nicht der Wahrheit entsprechen, ein Konzert von West sei gar nicht geplant. Warum kam der berühmte US-Rapper dann nach Moskau?
Nach einer anfänglichen Nachrichtenflut auf russischen Telegram-Kanälen und Society-Blogs wurde das Geheimnis am Sonntag gegen Mittag in einer TASS-Meldung gelüftet: West habe in Moskau seinen Geschäftspartner, Modedesigner Goscha Rubtschinski, als Privatgast besucht. Die Einzelheiten waren dann wiederum auf Society-Blogs zu finden. Gefeiert habe er den 40. Geburtstag von Rubtschinski in einem russischen Edel-Restaurant mit Blick auf den Kreml. Er habe die Verkostung genossen und auch vor Alkohol keinen Halt gemacht. Außerdem habe er die Mutter des Geburtstagskindes besucht. Und sein Zimmer im Luxus-Hotel "Four Seasons", nur wenige Meter vom Kreml entfernt, habe mehr als eine Million Rubel pro Nacht gekostet.
Am Sonntag gegen Abend bildete sich eine Schar russischer Fans des US-Rappers vor der vermuteten Unterkunft und skandierte seinen Namen. Es waren so viele, dass eine Polizeisperre vor dem Hotel aufgestellt werden musste. Doch der Star trat nicht in Erscheinung. Zudem war er vor Schaulustigen und Paparazzi so gut abgeschirmt, dass von seinem Besuch kaum verwertbare Pressefotos geblieben sind.
Kurz vor zwei Uhr nachts teilte der Telegram-Kanal Mash mit, dass Kanye West nach einer achtstündigen Schifffahrt aus Moskau abgereist sei. Beigefügt wurden zwei heimlich gefilmte Videos, die West in einem weißen Tarnanzug mit Kopfhaube in Begleitung seines Gastgebers und eines russischen Bodyguards im VIP-Bereich des Flughafens zeigen.
Rubtschinski machte sich im Westen mit Shirts einen Namen, auf denen sowjetische und russische Motive zu sehen sind. Darüber hinaus verbindet er den russischen "Gopnik"-Stil der 1990er Jahre mit afroamerikanischen Ghetto-Motiven. Auf seinem Instagram veröffentlichte Schwarz-Weiß-Fotos, die russische und US-amerikanische Straßenjugendliche vor einer Kreml-Kulisse zeigen, sollen diese Verbundenheit verdeutlichen. Nach Angaben der Modezeitschrift Business of Fashion ist Rubtschinski im Jahre 2018 als einer von 13 Russen in die Liste der 500 einflussreichsten Persönlichkeiten der Modebranche aufgenommen worden.
Dies ist im Übrigen nicht die erste Visite von Kanye West in Moskau. Bereits 2016 hat der US-Star den Modeschöpfer besucht. Laut Medienberichten soll er Rubtschinski damals die Zusammenarbeit angeboten haben, die der Russe jedoch nicht annahm. Im Dezember teilte West mit, dass Goscha Rubtschinski Chefdesigner seiner Mode-Marke "Yeezy" geworden ist.
Kanye West, der mehrere Jahre mit der US-Schauspielerin Kim Kardashian verheiratet war, hat im Jahr 2022 mit kruden Äußerungen über Hitler und den Holocaust für Aufruhr gesorgt, woraufhin sein X-Account gesperrt wurde. Laut Kardashian leide ihr Ex-Mann unter bipolarer Störung.
Trotz Skandalen bleibt Kanye West mit seinen 24 gewonnenen Grammy-Preisen einer der einflussreichsten und bestbezahlten Musiker der Pop-Geschichte. Die russischsprachigen oppositionellen Auslandsmedien monieren jedoch, dass der skandalumwitterte Sänger im Westen "gecancelt" und isoliert sei und dass die "Propaganda" in Russland nun seine Bedeutsamkeit aufbausche. Viele russische regierungsfreundliche Telegram-Kanäle warnen andererseits davor, dem Besuch des US-Stars zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, und verglichen das Medienspektakel um seine Visite mit der angeblich euphorischen Berichterstattung zum Moskau-Besuch des US-Moderators Tucker Carlson.
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