"Unfreundlicher Wein" – Russland plant kräftige Zollerhöhungen auf westliche Getränke

Die Zölle auf Wein aus "unfreundlichen" Ländern könnten in diesem Jahr auf 25 Prozent angehoben werden. Diese Gegensanktionen sollen unter anderem das Wachstum des russischen Weinbaus ankurbeln und die einheimischen Winzer unterstützen.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur RBK, die sich auf eigene Quellen in der Branche beruft, könnte der Zoll auf Weinimporte aus unfreundlichen Ländern bereits im August dieses Jahres auf 25 Prozent angehoben werden. Derzeit liegt er bei 20 Prozent. Es handelt sich nicht um die erste Erhöhung der Einfuhrzölle. Nach der Verhängung von Sanktionen des Westens gegen Russland wurde die Regelung zur Begünstigung ausländischer – und vor allem europäischer – Weine ernsthaft überdacht. Zuvor konnten europäische Unternehmer ihre Weine sogar mit einem Satz von 12 Prozent einführen. Seit dem vergangenen Jahr gehören diese Zeiten der Vergangenheit an. RBK schreibt:

"Das Finanzministerium, das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und das Landwirtschaftsministerium haben die Möglichkeit geprüft, den Einfuhrzollsatz für Wein aus unfreundlichen Ländern bereits im August dieses Jahres von 20 auf 25 Prozent zu erhöhen."

"Auch eine Revision der Höhe des Basiszollsatzes (der Mindestbetrag, der bei der Einfuhr von Wein zu zahlen ist) wurde erörtert. Es wurde vorgeschlagen, diesen von 1,5 auf zwei US-Dollar pro Liter anzuheben."

"Wir sprechen über eine systematische Arbeit zur Entwicklung von Gegensanktionen als Antwort auf die russlandfeindliche Politik. Diese Maßnahmen werden für ausländische Unternehmen empfindlich sein und gleichzeitig die inländische Produktion anregen", sagte eine Quelle in einer der zuständigen Abteilungen gegenüber RBK Wino.

Im Gespräch mit Journalisten betonte einer der Branchenkenner, dass die bisherigen Zollerhöhungen ihre Wirkung gezeigt hätten. Die nächste Entscheidung in dieser Richtung wird also die Preise für inländischen Wein im Massensegment und importierten Billigwein angleichen.

"Es ist wichtig, den heimischen Markt weiterhin zu schützen und gleichzeitig günstige Bedingungen für Importe aus befreundeten Ländern aufrechtzuerhalten, um den Verbrauchern ein vertrautes Sortiment zu bieten und die Preise im Zaum zu halten", fügte der Gesprächspartner hinzu.

Im Verband des Hotel- und Gaststättengewerbes erklärte man außerdem, dass die russische Regierung auch eine Anhebung der Zölle auf georgische Weine erwäge, die derzeit zum Nullsatz in das Land eingeführt werden. Einem Vertreter des Verbandes zufolge soll das den russischen Winzern und dem Verkauf heimischer Weine helfen. Eine andere Quelle aus der Branche fügte hinzu, dass die Behörden planen, auch die Zölle auf starke alkoholische Getränke auf bis zu 20 Prozent des Preises zu erhöhen, aber nicht weniger als 3 Euro pro Liter. Der derzeitige Satz für diese Art von Alkohol beträgt 1,4 bis 1,5 Euro pro Liter und ist nicht vom Preis abhängig.

Pjotr Romanischin, der Generaldirektor des Weinguts Fanagoria, einem der wichtigsten Akteure auf dem russischen Weinmarkt, betonte in einem Gespräch mit dem Nachrichtenportal RBK, dass die Erhöhung der Zölle auf westliche Produkte durchaus gerechtfertigt sei. Gleichzeitig seien aber weitere Maßnahmen zur Unterstützung der russischen Weinindustrie erforderlich. Er sagte:

"Wir glauben, dass wir systemische Maßnahmen mit einem Zeithorizont von Jahrzehnten oder mindestens 20 Jahren brauchen, um die Situation auf dem heimischen Weinmarkt auszugleichen und Bedingungen für die Weiterentwicklung des russischen Weinbaus, das Wachstum der Rebflächen und das Produktionsvolumen von Weinen und Destillaten aus heimischen Trauben zu schaffen."

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