Samir Kabulow, der Leiter der zweiten Asienabteilung des russischen Außenministeriums, erklärte der Nachrichtenagentur TASS, das Außenministerium und das Justizministerium hätten Präsident Wladimir Putin mitgeteilt, dass die Taliban, die in Russland als terroristische Organisation eingestuft und verboten sind, von der Liste der verbotenen Organisationen gestrichen werden dürften. Diese Position sei auch mit anderen russischen Behörden abgestimmt.
"Das ist zwingend notwendig. Sonst wäre es verfrüht, von einer Anerkennung der Taliban zu sprechen. Deshalb wird an dieser Frage weiter gearbeitet. Alle Überlegungen sind der russischen Führung mitgeteilt worden. Wir warten auf eine Entscheidung", fügte der Diplomat hinzu. Am 15. Mai hatte Kabulow erklärt, die Taliban seien nicht länger ein Feind Russlands.
Darüber hinaus sagte Kabulow, Moskau wolle die Taliban unter den Teilnehmern des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg sehen.
"Traditionell sind die Afghanen daran interessiert, die Zusammenarbeit beim Kauf von Erdölprodukten in Russland und anderen stark nachgefragten Gütern auszubauen. Natürlich könnten wir über die künftige Nutzung der Transitmöglichkeiten Afghanistans sprechen, um den Handel mit dieser riesigen Region auszuweiten", zitiert TASS den Diplomaten.
Die Initiative spiegele die objektive Realität wider, erklärte auch der russische Außenminister Sergei Lawrow. Die Taliban seien die wahre Macht in Afghanistan.
Westliche Staaten erkennen die Taliban nicht als legitime Regierung Afghanistans an. US-Präsident Joe Biden sagte, die Taliban hätten noch einen langen Weg vor sich, wenn sie international anerkannt werden wollten. Die russischen Behörden erkennen die Bewegung derzeit nicht offiziell an, halten aber regelmäßige Treffen mit den Taliban ab.
Der UN-Sicherheitsrat und Russland hatten die Taliban im Jahr 2003 auf die Terrorliste gesetzt. Nach dem chaotischen Rückzug der USA und ihrer Vasallen konnten die Taliban im Sommer 2021 innerhalb weniger Wochen wieder die Macht in Afghanistan übernehmen.
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