Russland benötigt keine weitere Mobilisierung und hat bereits Freiwillige für den Vertragsdienst angeworben, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Damit widersprach er einem Bericht der Financial Times vom Donnerstag, wonach ein neuer Aufruf in Vorbereitung sei.
Die FT behauptete unter Berufung auf mehrere Quellen, dass Moskau mehr Truppen mobilisieren müsse, um die Dynamik des Konflikts aufrechtzuerhalten und eine neue Sommeroffensive zu starten. Einer Quelle zufolge, die dem russischen Verteidigungsministerium nahestehen soll, "wird Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres eine neue Teilmobilisierungswelle unvermeidlich sein".
Dagegen erklärte Peskow am Samstag gegenüber Reportern: "Es ist unwahrscheinlich, dass die FT das wahre Bild versteht. Ich kann nur sagen, dass wir aktiv Freiwillige rekrutieren, die bereit sind, auf Vertragsbasis zu dienen, der Prozess geht täglich weiter. Und Präsident [Wladimir Putin] hat mehr als einmal gesagt, dass es nach Ansicht unseres Militärs keine Notwendigkeit [für eine weitere Mobilisierung] gibt."
Im vergangenen Monat hatte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij behauptet, Russland plane, bereits am 1. Juni weitere 300.000 Soldaten zu mobilisieren. Peskow sagte damals lediglich, dass dies "nicht wahr" sei. Russland hatte im September 2022, sieben Monate nach Beginn des Konflikts, eine Teilmobilisierung durchgeführt. Dadurch konnten 300.000 Personen, vor allem solche mit militärischer Vorerfahrung, zum Dienst einberufen werden. Anschließend wurden weitere Rekrutierungen auf freiwilliger Basis durchgeführt.
Im Dezember erklärte Putin, Russland plane keine zweite Mobilisierung. Der Zulauf an Freiwilligen habe die Erwartungen übertroffen. Anfang April teilte das russische Verteidigungsministerium mit, dass sich seit Jahresbeginn mehr als 100.000 russische Bürger freiwillig zum Militärdienst gemeldet hätten.
Unterdessen kämpft die Ukraine nach zahlreichen militärischen Rückschlägen darum, die Reihen ihrer Armee wieder aufzufüllen. Im vergangenen Monat verabschiedete Kiew ein neues Mobilisierungsgesetz. Es senkte das Einberufungsalter von 27 auf 25 Jahre, erweiterte die Befugnisse der Rekrutierungsbeamten und führte strengere Strafen für Wehrdienstverweigerer ein. Anfang Mai wurde zudem ein Gesetz verabschiedet, wonach einige Gefängnisinsassen auf Bewährung freigelassen werden können, wenn sie sich dem Militär anschließen. Damit soll dem kritischen Personalmangel an der Front abgeholfen werden.
Selenskij hatte zuvor versichert, bisher seien nur 31.000 ukrainische Soldaten in dem Konflikt getötet worden. Diese Zahl wurde selbst von den westlichen Sponsoren der Ukraine mit Skepsis aufgenommen. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hat das ukrainische Militär allein in diesem Jahr über 111.000 Soldaten verloren.
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