In den letzten Jahren erlebt Russland eine Museumsrenaissance – in den Regionen werden neue Museen eröffnet sowie sehenswerte Sammlungen gegründet. Und alte Museen erreichen ein neues Niveau. Das Jaroslawler Kunstmuseum war noch vor der Oktoberrevolution im frühen 20. Jahrhundert eröffnet worden und arbeitet heute mit den größten Museen in Moskau und Sankt Petersburg zusammen. Es zeigt Ausstellungen im ganzen Land, denn wie sich herausstellte, verfügt das Museum über eine rare und reiche Sammlung. Allerdings hatten die Mitarbeiter des Museums diese viele Jahre lang vor den Behörden versteckt.
Die Rede ist von der seltenen Ikonen-Sammlung. Diese Sammlung des Museums umfasst 2.000 Werke, von denen etwa 40 Prozent aus der Zeit vor Peter dem Großen stammen. Und insgesamt besitzt das Museum mehr als 86.000 Exponate aus dem 13. bis 21. Jahrhundert.
Eine seltene Sammlung alter Ikonen gelangte in das Museum von Jaroslawl dank Igor Grabar, einem legendären russischen und sowjetischen Maler, Restaurator und Kunsthistoriker – der übrigens in Österreich-Ungarn geboren wurde, sich aber als russischer Maler sah. Er eröffnete eine Zweigstelle der Zentralen Staatlichen Restaurierungswerkstätten in Jaroslawl. Museumsdirektorin Alla Chatjuchina erzählt der Fachzeitung The Art Newspaper:
"Damals war gerade der Höhepunkt der Kirchenverfolgung, Dutzende von Kirchen wurden zerstört, und nur eine sehr begrenzte Anzahl von Ikonen aus jeder Kirche durfte ins Museum gebracht werden. Das war eine Katastrophe. Aber die Restaurierungswerkstätten, die die Ikonen annahmen, schrieben einfach nicht auf, aus welcher Kirche sie stammten, und retteten so eine Menge."
Außerdem hatten in den 1930er-Jahren Werkstätten und Restauratoren riesige Dom-Ikonen vor der Zerstörung gerettet. Sie hatten sie auf dem Dachboden eines alten Herrenhauses versteckt. Dieser "Schatz" wurde rund 40 Jahre später, im Jahr 1970, gefunden, als das Gebäude dem Museum übergeben wurde, erzählt die Museumsleiterin. "Wir haben jahrzehntelang über diesen Fund geschwiegen und dann weitere zehn Jahre lang heimlich restauriert", gibt sie zu. Nun wird die Sammlung der geretteten Ikonen landesweit ausgestellt – und was von den Bolschewiki hätte zerstört werden sollen, ist für jedermann zugänglich.
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