Die Reserven, die das Kiewer Kommando bei Tschassow Jar in den Kampf geworfen hat, halfen ihm, die Front von Bogdanowka bis Iwanowskoje zu stabilisieren. Doch Russlands Truppen greifen nun auch südlicher an, bei Kleschtschejewka und Andrejewka.
Für die Verteidigung auch dieser Ortschaften reichen Kiews Reserven vielleicht nicht aus – derartige Befürchtungen werden auf der ukrainischen Seite laut.
Ein ähnliches Bild bietet sich im Raum Awdejewka, hält Juri Podoljaka in seiner Analyse der Gefechtslage zum 4. März 2024 fest: Dort schickte Kiew gleich zwei ukrainische sogenannte "Elite-Brigaden" ins Gefecht, die 47. Mechanisierte Brigade Magura und die 3. Separate Mechanisierte Sturmbrigade, die um "Veteranen" der nazistischen Terrormiliz Asow formiert wurde. Sie versuchen seit mehreren Tagen verzweifelt, die hastig eingerichtete Verteidigungslinie Berdytschi-Orlowka-Tonenkoje zu halten – konnten den Vormarsch von Russlands Soldaten jedoch lediglich ausbremsen. Sobald diese Einheiten und gegebenenfalls weitere dort gebundene Reserven aufgerieben sind, wird die russische Armee wieder deutlich schneller vorrücken können.
Und dieser Augenblick scheint nicht mehr weit, so der Journalist: Abrams-Panzer aus US-Fertigung, die Kiew bisher dem Kampf fernhielt, setzt die 47. Brigade nun mittlerweile ein – und verliert Panzer um Panzer.
Nur wenig südlicher, in Krasnogorowka, nehmen ukrainische Kämpfer Videoclips von ihrer Lage auf – und resümieren:
"Mir scheint, bald sind wir am Arsch."
Juri Podoljaka ist ein ukrainischer und russischer politischer Blogger und Journalist aus Sumy, dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien immer gefragter wurden. Seine Analysen beinhalten nur wenige Zahlenangaben, dafür vermittelt Podoljaka anhand von Karten ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet von Zeit zu Zeit kurzfristige Prognosen.
Podoljaka stützt sich dazu einerseits auf offen zugängliche Daten. Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits analysiert er Insiderquellen. Neben Quellen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies auch solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, zu denen er aufgrund alter Beziehungen aus seiner Zeit als ukrainischer Journalist noch in Kontakt steht. Um es im Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken: Juri Podoljaka ist vornehmlich ein OSINT-Analyst.
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