Gita Gopinath, die Erste Stellvertretende Geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), hat in einem Interview für das US-Magazin Foreign Policy der russischen Wirtschaft ein ziemlich gutes Attest ausgestellt. Trotz des westlichen Sanktionsdrucks seien die Exporteinnahmen des eurasischen Landes im Jahr 2023 auf einem guten Niveau geblieben, räumte die Ökonomin ein. Die Wirtschaft sei zuletzt stärker als erwartet gewachsen.
Dabei verwies die indisch-US-amerikanische Expertin darauf, dass der IWF die Prognosen in Bezug auf das Wachstum der russischen Wirtschaft im Laufe des vergangenen Jahres mehrmals nach oben korrigiert hatte. Die Organisation war für ihren Optimismus sogar kritisiert worden. Gopinath betonte mit Blick auf die Situation in Russland:
"Wir befinden uns in einem absolut positiven Wachstumsbereich, der besser als von uns erwartet ausgefallen ist."
Gleichzeitig warnte die IWF-Vize, dass Russlands Wirtschaft inzwischen Anzeichen für eine Überhitzung aufweise. Gopinath setzte dies mit hohen Haushaltsausgaben im Militärbereich in Verbindung. Dabei würden die steigenden Ausgaben für die Sozialleistungen das Haushaltsdefizit nur vergrößern und die Inflation weiter nach oben treiben. Unter diesen Umständen seien die mittelfristigen Perspektiven nach wie vor "ziemlich ungewiss".
"Sicher ist aber, dass Russland es auch trotz des Sanktionsdrucks geschafft hat, große Mengen an Erdöl zu exportieren. Deswegen hat es viel gewonnen, was seine Exporteinkommen betrifft."
Zuvor hatte Russlands Statistikamt Rosstat eine vorläufige Bilanz des Jahres 2023 gezogen. Demnach stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,6 Prozent. Dies war sogar höher als die Kennwerte in der EU oder den USA. Die russischen Behörden sagten für das laufende Jahr ein Wachstum von mindestens 2,3 Prozent. Dem IWF zufolge sollte es sogar drei Zehntel mehr aufweisen.
Mehr zum Thema - Der IWF warnt vor der Beschlagnahme eingefrorenen russischen Vermögens