Rosstat, die Statistikbehörde der Russischen Föderation, hat eine neue Schätzung der BIP-Dynamik für das Jahr 2022 veröffentlicht. Nach der Revision der Daten schrumpfte die Wirtschaft um 1,2 Prozent und nicht um 2,1 Prozent wie zuvor geschätzt. Wie das Wirtschaftsportal RBK feststellt, handelt es sich um die dritte geplante Korrektur der Daten. Rosstat korrigierte auch die Angaben zum BIP für das Jahr 2021. Nach der fünften und endgültigen Schätzung betrug das Wachstum 5,9 statt 5,6 Prozent.
Nach Angaben der Statistikbehörde ist die Verbesserung der Schätzungen für das Jahr 2022 auf "den Erhalt der jährlichen statistischen Beobachtungsergebnisse und der Daten aus der jährlichen Haushaltsberichterstattung des föderalen Schatzamtes" zurückzuführen.
Lew Denisow, der Direktor der Abteilung für makroökonomische Analysen und Prognosen im Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, meldete laut RBK unmittelbar nach der Veröffentlichung der revidierten BIP-Schätzung von Rosstat, dass die Kennzahlen für die Landwirtschaft, das Baugewerbe, den Verkehr und einige weitere Branchen nach oben korrigiert wurden. "Was besonders wichtig ist, ist, dass wir ein breiteres Bild von den 'nicht-grundlegenden' Sektoren der Wirtschaft erhalten haben. Ein noch höheres Wachstum zeigten die Tourismusindustrie, IT und Wissenschaft", so Denisow. RBK schreibt:
"Die Daten von Rosstat zeigen, dass das Produktionswachstum in der Landwirtschaft (Ackerbau, Viehzucht) für das Jahr 2022 von 8,3 auf 9,4 Prozent revidiert wurde, in der Herstellung von Metallerzeugnissen von 6 auf 13,3 Prozent, in der Herstellung von Computern und elektronischen Artikeln von 2 auf 10,5 Prozent, im Land- und Rohrleitungstransport von 0,3 auf 1,2 Prozent, bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Tätigkeiten von minus 5,1 auf plus 1,1 Prozent, bei den Reisebürodienstleistungen von 4,3 auf 9,1 Prozent."
Maxim Reschetnikow, der russische Minister für wirtschaftliche Entwicklung, erklärte, die Verbesserung der Schätzungen zeige die Stabilität der Wirtschaft und ihre erfolgreiche Anpassung an die Sanktionen und die Bewältigung der Folgen der Pandemie.
Wie das Portal RBK erinnert, waren die Einschätzungen von Experten sowohl russischer als auch internationaler Organisationen zum Wirtschaftsabschwung im vergangenen Jahr viel pessimistischer als die vorläufige Prognose von Rosstat. Deshalb überraschen solche Ergebnisse selbst die Experten.
Sophia Donez, die Chefökonomin für Russland und die GUS+ beim Unternehmen Renaissance Capital, sagte in einem Gespräch mit dem Portal RBK, dass der deutliche Anstieg der BIP-Schätzung für das Jahr 2022 eine große Überraschung sei. Sie merkte an, dass selbst die von Rosstat ursprünglich angegebene Zahl von 2,1 Prozent "sicherlich besser als erwartet" sei. Alexander Isakow, Russland- und Mittel- und Osteuropa-Experte von Bloomberg Economics, ist jedoch der Ansicht, dass der Anstieg der BIP-Schätzung für das Jahr 2022 zu erwarten war.
Laut den endgültigen Daten zum BIP-Rückgang im Jahr 2022 und der vorläufigen Schätzung des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung zum Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 hat sich die Wirtschaft inzwischen nicht nur vollständig von der Rezession im Jahr 2022 erholt, sondern auch das Vorsanktionsniveau von 2021 um fast 2,3 Prozent übertroffen, so RBK.
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