Sanktionen sind für den Westen eine Falle – Wissenschaftlerin erklärt Russlands Resistenz

Eine Wissenschaftlerin erklärt Russlands Widerstandsfähigkeit gegen die westlichen Sanktionen mit dem "Falle eines großen Landes"-Effekt. Demnach führen Liefereinschränkungen zu höheren Preisen, die die Einbußen bei den Exporteinnahmen ausgleichen.

Russland erleidet durch die internationalen Sanktionen keinen großen Schaden. Grund hierfür ist der sogenannte Effekt der "Falle eines großen Landes". Dies geht aus einem Artikel von Darja Ushkalowa hervor, der Leiterin des Forschungszentrums für internationale Makroökonomie und Außenwirtschaftsbeziehungen am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau.

Laut der Wissenschaftlerin bedeutet der Effekt, dass eine Einschränkung von Lieferungen aus einem Staat mit einem großen Marktanteil oder auch nur die Erwartung einer solchen Einschränkung zu einem Preisanstieg führt. Dieser Preisanstieg trägt dazu bei, die durch die Verringerung des Liefervolumens auftretenden Umsatzeinbußen auszugleichen. Folglich steht die formale Wirkung der Beschränkungen, das heißt deren Ziel, die Liefermengen zu begrenzen, im Widerspruch zu ihrer strategischen Wirkung, deren Ziel darin besteht, die Exporteinnahmen zu verringern. Für die sanktionierenden Nationen bedeute dies eine Falle.

In der Tat hätten die Einschränkungen der Lieferungen aus Russland einen Anstieg der Weltmarktpreise und hierdurch eine Erhöhung der russischen Exporteinnahmen zur Folge. Dies habe die EU veranlasst, die Sanktionen bis Ende 2022 anzupassen, um nicht nur die Liefermengen, sondern auch die Einnahmen zu verringern, wie im Fall der Preisobergrenze für Öl und Gas, so die Studie.

In der Praxis wirke der Effekt den Auswirkungen internationaler Sanktionen weiter entgegen, dessen Wirksamkeit nehme aber ab, betont Ushkalowa. So belaufen sich beispielsweise die Gesamtexporte Russlands von Januar bis September auf 316,3 Milliarden US-Dollar und sind somit um 29,5 Prozent geringer als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie aus Statistiken der russischen Zollbehörde hervorgeht.

Als Gegenmaßnahme schlägt Uschkalowa vor, die Märkte für Waren aus Russland und deren Logistik auszubauen. Eine Schlüsselrolle spiele dabei laut der Wissenschaftlerin die Entwicklung einer Verkehrsinfrastruktur, die es ermöglichen würde, die Lieferungen bestimmter Warenkategorien den westlichen Märkten zu entziehen und in die östlichen Märkte umzuleiten.

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