Der russische Inlandsdienst FSB hat einen Einwohner von Jalta festgenommen, der auf Anweisung des ukrainischen Geheimdienstes SBU das Attentat auf den Politiker und früheren Abgeordneten des ukrainischen Parlaments, Oleg Zarjow, organisiert und koordiniert haben soll. Es handelt sich jedoch nicht um den unmittelbar Ausführenden des Anschlags. Der Festgenommene soll den Angaben des FSB zufolge das Anschlagsopfer ausgespäht und ein Versteck mit Waffen zur Durchführung des Attentats angelegt haben.
In einer am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung erklärte das Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit des FSB auf der Krim:
"Nach den Ergebnissen der Ermittlungen, die durch Zeugenaussagen und Videoüberwachung bestätigt wurden, ist der Koordinator des Anschlags auf Oleg Anatoljewitsch Zarjow ein 46-jähriger russischer Staatsbürger mit Wohnsitz in Jalta, der auf Anweisung des SBU die Überwachung von Zarjow organisiert und ein Versteck in Jalta mit Waffen ausgestattet hatte, die später bei dem versuchten Attentat eingesetzt wurden. Der Verdächtige wurde verhaftet und gestand seine Zusammenarbeit mit dem SBU und seine illegalen Handlungen", heißt es in der Pressemitteilung.
Der Festgenommene gibt zu, dass er im Januar 2023 angeworben wurde. Im Februar bewarb er sich um einen Job in dem Sanatorium in Jalta, das Zarjow gehört und in dem der Politiker auch lebte. Der Koordinator erhielt die Anweisung, Daten über Zarjows Bewegungen und Aufenthaltsorte zu sammeln und Orte für die Lagerung von Waffen auszuwählen.
Bei der Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen wurden ein einsatzbereiter selbst gebauter Sprengsatz, Bauteile für seine Herstellung, Mittel zur konspirativen Kommunikation mit ukrainischen Hintermännern, Fotos von Zarjow und Pläne für die Anfahrt zu seinen Wohn- und Arbeitsorten aufgefunden.
Laut einem vom FSB veröffentlichten Audiomitschnitt des Telefongesprächs riet der ukrainische Verbindungsoffizier dem Koordinator des Attentats, "sich keine Sorgen zu machen", und versicherte, dass niemand von ihrem Gespräch wisse und niemand das Gespräch mithören könne.
Ein vom FSB veröffentlichtes Video zeigt die Festnahme des Verdächtigen, die Durchsuchung seiner Wohnung und sein Geständnis.
Die Suche nach dem Ausführenden des Attentats auf Zarjow sowie nach denjenigen, die den ukrainischen Sicherheitsdiensten geholfen haben, werde fortgesetzt, teilte der FSB weiter mit.
Außerdem wurde bekannt, dass Zarjow aktuell außer Lebensgefahr ist. Sein Zustand wird als zufriedenstellend und stabil eingeschätzt.
Das Attentat auf den Politiker und Geschäftsmann hatte sich in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober in dem Kirow-Sanatorium in Jalta auf der zu Russland gehörenden Halbinsel Krim ereignet. Ein bislang Unbekannter soll zwei Schüsse auf Zarjow abgegeben haben, woraufhin dieser nach großem Blutverlust und bewusstlos in ein Krankenhaus gebracht wurde. Seine Lage wurde zunächst als ernst und lebensbedrohlich eingestuft.
Der 1970 in Dnjepropetrowsk geborene Zarjow hat Ingenieurwissenschaften an der sowjetischen Top-Hochschule für Raumfahrt, Raketentechnik und sonstige Hochtechnologien MIFI in Moskau studiert. Nach erfolgreichem Studienabschluss kehrte er 1992 in die inzwischen unabhängige Ukraine zurück, wo er zu einem bedeutenden Geschäftsmann aufstieg. Im Jahr 2002 wurde er erstmals als parteiloser Kandidat mit einem Direktmandat für Dnjepropetrowsk in das ukrainische Parlament gewählt. Drei Jahre später wurde er Mitglied der sozialdemokratisch orientierten Partei der Regionen und gründete im Jahr 2011 das ukrainische Antifaschistische Forum mit.
Nach dem Sieg des Maidan im Februar 2014 kandidierte Zarjow, der schon früh vor den Folgen des verfassungswidrigen Umsturzes gewarnt hatte und einer der Führer des Anti-Maidans war, als Oppositionskandidat bei den Präsidentenwahlen im Mai 2014. Ende April 2014 musste er seine Kandidatur jedoch zurückziehen, nachdem er von Rechtsradikalen mehrfach lebensgefährlich verprügelt worden war.
Am 6. Mai erklärte er seine Unterstützung für die Unabhängigkeitsreferenden in den Gebieten Donezk und Lugansk und stieg in der Folge zum prominentesten Vertreter der separatistischen Neurussland-Bewegung auf. Nachdem diese keine Unterstützung in Moskau gefunden hatte, zog sich Zarjow aus der aktiven Politik zurück, kommentierte jedoch das Geschehen in und um den Donbass weiterhin in Interviews und auf seinem Telegram-Kanal. RT DE veröffentlichte zuletzt im Juli 2023 einen Artikel aus seiner Feder.
Mehr zum Thema – Anschlag auf Zarjow: Jetzt geht es um die Zeit nach der Bandera-Ukraine