Wladimir Putin unterstützt die Idee, ausländische Spieleentwickler zu verpflichten, ihre Spiele auf Server zu verlegen, die sich physisch innerhalb der Russischen Föderation befinden. Die Initiative wurde am 19. Oktober auf einer Sitzung des Rates für die Förderung von Körperkultur und Sport erörtert.
Ursprünglich kam die Idee von Umar Kremljow, dem Präsidenten des Box-Weltverbandes IBA. Er schlug vor, die Befugnisse der Regulierungsbehörde für Glücksspiele auf Online-Spiele auszuweiten, da der Markt für Online-Spiele derzeit nicht reguliert sei. Nach seinen Angaben seien auf dem russischen Markt derzeit vier amerikanische und ein kanadisches Unternehmen vertreten, russische gäbe es nicht. Damit "fließen ungefähr fünf Milliarden US-Dollar Umsatz über die .com-Domäne ins Ausland", erklärte er.
Kremljow schlug vor, dass Spieleentwickler, die in Russland tätig werden wollen, ihre Spiele unter der .ru-Domäne registrieren, ihre Software und Server im Land hosten und ein lokales Büro eröffnen sollten. Eine Regulierungsbehörde solle Unternehmen, die diese Anforderungen nicht erfüllen, blockieren. Kremljow kritisierte auch, dass einige Online-Spiele "staatsfeindliche Werte" förderten. "Alles Russische ist dort schlecht. Wenn man zum Beispiel in einem Spiel einen Russen tötet, bekommt man Punkte", sagte er, ohne näher darauf einzugehen, welches Spiel er meinte.
Putin stimmte dem Vorschlag zu:
"Die Server sollten eigentlich bei uns stehen. Wir lieben Kanada und die USA, aber warum lassen wir zu, dass sie mit uns Geld verdienen, vor allem auf so negative Weise? Wir müssen es tun. Nicht nur ausarbeiten, sondern umsetzen."
Auch das beliebte Online-Spiel World of Tanks könnte in Russland bald verboten werden. Anton Gorelkin, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Informationspolitik der Staatsduma, betonte, Russland solle "aufhören, westliche Spielestudios zu sponsern". Er schlug vor, ein Umfeld für einheimische Spieleentwickler zu schaffen, um "würdige Alternativen" anzubieten.
Er sagte, dass World of Tanks in den Anwendungsbereich eines bald in Kraft tretenden Gesetzes fallen könnte, und bezog sich dabei auf einen Gesetzentwurf, der alle Informationsquellen verbietet, die während eines bewaffneten Konflikts Geld für den Feind sammeln. Das Gesetz, das am Mittwoch von der Staatsduma verabschiedet wurde, würde Beschränkungen für alle Webseiten oder Apps vorschreiben, die entweder Geld für die gegnerische Seite sammeln oder Informationen darüber verbreiten, wie dieses Geld an die gegnerische Seite verteilt werden kann. "Es würde mich nicht wundern, wenn die Generalstaatsanwaltschaft ein Verbot solcher Spiele fordert, sobald das Gesetz in Kraft tritt", sagte Gorelkin. Der Gesetzentwurf wurde bisher weder vom russischen Föderationsrat (dem Oberhaus des Parlaments) verabschiedet noch vom Präsidenten unterzeichnet.
Gorelkin behauptete, World of Tanks – oder besser gesagt Wargaming Group Limited, das Unternehmen hinter dem beliebten Spiel – habe "offen seine Unterstützung für die ukrainischen Streitkräfte erklärt" und plane, die ukrainischen Truppen mit Geldern zu versorgen, die "unter anderem von Russen" gesammelt wurden.
Am Mittwoch hatte Wargaming eine Spendenaktion angekündigt. Ab sofort können mehrere Spendenpakete für die aktuellen Spiele erworben werden. Der gesamte Erlös soll an die ukrainische Spendenplattform UNITED24 übergeben werden, teilte das Unternehmen mit und fügte hinzu, dass man vor allem den Kauf von Krankenwagen und somit die Rettung von Menschenleben unterstützen wolle.
Seit April 2022 ist das Unternehmen Lesta Games und nicht Wargaming, das alle Niederlassungen geschlossen hat, für die operativen Aktivitäten der World of Tanks in Russland und Weißrussland verantwortlich.
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