Von Alexei Sakwassin, Ilja Schustikow, Jelisaweta Komarowa
Während der militärischen Spezialoperation im Sommer wurde erfolgreich das neueste taktische Mittel der elektronischen Kampfführung (EloKa) – ОRК-М1 – getestet. Darüber sprach Dmitri Schurow, der Leiter des öffentlichen Zentrums für die Förderung von Verteidigungsinnovationen (ZFV), in einem Interview mit RT.
Seinen Erläuterungen zufolge bildet das Gerät eine Art elektromagnetische Kuppel mit einem Durchmesser von 100 Metern und einer Höhe von bis zu 150 Metern. Beim Eintritt in diese Zone wird die Kommunikation der Drohne mit der Bedienerkonsole des Operators gestört und somit verhindert, dass etwa eine Sprengladung ins Ziel geleitet werden kann.
Schurow präzisierte, dass die Hauptaufgabe des ZFV gegenwärtig in der Gewährleistung von Kampftests und der Bereitstellung der wirksamsten Drohnenabwehrsysteme für das russische Militär bestehe. Dazu gehören auch die Gewehre "Garpija" und "Kurskaja Duga" mit Systemen zur Unterdrückung der Satellitennavigation.
Was genau macht das Zentrum zur Förderung von Verteidigungsinnovationen (ZFV)? Welche Art von Unterstützung leistet es für die Streitkräfte der Russischen Föderation an der Front?
Die Hauptaufgabe des ZFV besteht in der Anwendung innovativer Entwicklungen, die ein Erfordernis für unsere Kämpfer an der Kontaktlinie darstellen. Die Rede ist von der Unterstützung durch Experten und von der organisatorischen Begleitung vielversprechender Projekte, die sich im Endstadium der Entwicklung befinden.
Wir tragen dazu bei, dass alle nützlichen Erzeugnisse ihre Erprobung an vorderster Front bestehen. Ausschließlich die Erprobung unter realen Kampfbedingungen ermöglicht die Entwicklung wirklich wirksamer Waffen. Die Erzeugnisse werden von einem Expertenrat der ZFV bewertet, dem Ingenieure angehören, welche regelmäßig im Gebiet der militärischen Spezialoperation tätig sind.
Sie sind bestens mit unseren Waffen und denen des Gegners vertraut und bemühen sich, die vom Feind angewandten Tricks zu erfassen. Unsere Webseite enthält eine Übersicht über die Zusammensetzung des Expertenrats, die allerdings bei Weitem nicht vollständig ist. Außerdem unterstützt das Zentrum die Angehörigen von Wehrdienstleistenden, die oft Schwierigkeiten haben, eine passende Ausrüstung für sie zu finden. Wir geben Ratschläge, was wo zu kaufen ist. Zudem wirken wir bei der humanitären Mission der Stäbe und der Stiftung Sachar Prilepin mit, er ist Mitglied des Aufsichtsrates des Zentrums.
Unterstützen Sie finanziell innovative Entwicklungen?
Das ZFV investiert nicht in Entwicklungen, doch es bleibt nicht untätig, wenn unsere Könner dringend Hilfe benötigen, um Prototypen oder Serienmuster herzustellen. Zu diesem Zweck wirbt das Zentrum um Investoren aus dem Kreis der Volontäre, der Regierungsbeamten und der beteiligten Geschäftsleute.
Was für Entwicklungen haben Anrecht auf die Unterstützung durch das ZFV?
Unsere Hauptspezialisierung umfasst Mittel der Drohnenabwehr. Bekanntlich verfügen die ukrainischen Streitkräfte über eine große Anzahl kleiner Aufklärungs- und Angriffsdrohnen, die der Infanterie, den Scharfschützen, der Artillerie und den gepanzerten Fahrzeugen auf den Pelz rücken. Um den Schutz vor solchen "Vögeln" zu gewährleisten, benötigt man Tarnnetze, Tarnmäntel, vor allem aber kompakte taktische Systeme der elektronischen Kampfführung, und – glauben Sie mir – diese haben dazu beigetragen, dass die aktuelle ukrainische Gegenoffensive gescheitert ist.
Gleichzeitig versucht das ZFV den Mangel an Generatoren, Batterien und anderen Komponenten zu beheben, die für einen reibungslosen Betrieb der Systeme erforderlich sind. Von alldem sollte an der Front reichlich vorhanden sein.
Welche taktischen EloKa-Systeme, die durch das ZFV gefördert werden, sind in der militärischen Spezialoperation im Einsatz?
Im Sommer haben wir an der Frontlinie das integrale radioelektronische Kit ORK-M1 getestet, das eine Entwicklung der Firma "Pritschal-Ural" aus Jekaterinburg ist. Das Gerät dient der Unterdrückung von Steuersignalen für die Drohnen, die im Frequenzbereich von 2,4 bis 5,8 GHz arbeiten und zum Abwurf von Granaten verwendet werden.
Das ORK-M1 erzeugt eine elektromagnetische Strahlung, die eine Kuppel mit einer Höhe von bis zu 150 Metern und einem Durchmesser von 100 Metern bildet. Sobald die Drohnen in diese Zone eindringen, ist ihre Kommunikation mit der Bedienerkonsole gestört, wodurch etwa der Abwurf von Granaten auf das geschützte Objekt nicht mehr möglich ist.
Das ORK-M1 kann zum Schutz von Straßenblockaden, Befestigungen, Truppeneinheiten, ortsfesten Stellungen, Gebäuden und Bauwerken eingesetzt werden. Das Gesamtgewicht des Geräts beträgt einschließlich der Energiequelle nur 2,5 Kilogramm. "Pritschal-Ural" beabsichtigt, jeden Monat etwa 500 Einheiten des ORK-M1 zu produzieren.
Eine weite Verbreitung bei den russischen Streitkräften haben Drohnenabwehrgewehre gefunden. Das ZFV unterstützt die Bereitstellung der Gewehre des Typs "Kurskaja Duga", die eine Unterdrückung feindlicher Drohnen auf acht verschiedenen Frequenzen ermöglichen. Die Leistung jeder Drosselungseinheit beträgt 20 Watt. Die Soldaten erhalten Gewehre mit externen Akkus, die auch zum Aufladen von Funkgeräten und Quadrokoptern verwendet werden können. Derzeit werden etwa 150 Stück pro Monat zusammengebaut, um aber den aktuellen Bedarf zu decken, muss die Produktionskapazität erhöht werden.
"Garpija" ist ein weiteres gefragtes Anti-Drohnen-Gewehr. Bei seinem Einsatz verliert die Drohne die Kommunikation mit dem Operator, die Positionsbestimmung und die Übermittlung des Videosignals an den Operator. In der Regel landet die feindliche Drohne innerhalb von 20 bis 30 Sekunden nach dem "Abschuss" durch die Antennensignale des Gewehrs. Die "Garpija" hat sechs Unterdrückungskanäle und ist in der Lage, den Betrieb von Navigationssystemen wie GPS, GLONASS, Galileo und Beidou zu unterbinden.
Man muss jedoch anmerken, dass die Arbeit mit Anti-Drohnen-Gewehren das Sehvermögen erheblich beeinträchtigen kann. Diesbezüglich laufen gerade Forschungsarbeiten. Und momentan können wir nur das Tragen einer Lochbrille empfehlen, um die Gesundheit der Augen zu schützen.
Gibt es weitere Projekte in der Zone der militärischen Spezialoperation, die durch das ZFV begleitet werden?
Ein äußerst nützliches Erzeugnis ist die Wi-Fi-Brücke "Antihunter T-101". Sie ermöglicht es dem Operator, sich in einer Entfernung von bis zu 15 Kilometern vom Kommandoposten zu befinden, wo sich das Hauptterminal befindet. Das System funkt im Frequenzbereich von fünf bis sechs Gigahertz und gewährleistet einen schnellen Datenaustausch. Gegenwärtig werden etwa 50 Geräte pro Monat hergestellt, um aber die Nachfrage der Streitkräfte an der Front erfüllen zu können, müsste die Produktionszahl der "Antihunter" das Zehnfache betragen.
Außerdem wird der Erprobung von Aufklärungsgeräten große Aufmerksamkeit gewidmet, mit denen das Tracken feindlicher Drohnen ermöglicht wird. Unter Mitwirkung des ZFV verwenden die russischen Soldaten das EloKa-Aufklärungsgerät "Masterok-4". Mittels einer speziellen Antenne kann das Gerät Funkemissionen im Frequenzbereich von 35 Megahertz bis 6,2 Gigahertz aufspüren. Die Bedienung ist sehr einfach, die Montage ist schnell erledigt und das Gerät funktioniert unabhängig von den Wetterbedingungen. Die Einsatzdauer mit der Hauptbatterie beträgt vier Stunden und bei Anschluss einer zusätzlichen Batterie bis zu zwölf Stunden.
Die Aufklärungsreichweite feindlicher Drohnen mit dem "Masterok-4" beträgt 2,7 Kilometer im Frequenzbereich von 5,8 Gigahertz und 3,5 Kilometer im 2,4-Gigahertz-Bereich. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass moderne Drohnen unterschiedliche technische Eigenschaften aufweisen und dass die Sende-/Empfangs-Leistung der Bedienerkonsolen in Abhängigkeit von der Distanz variiert. Aus diesem Grund kann die Reichweite der Erfassung feindlicher Drohnen leicht abnehmen.
Man kann zur Steigerung der Effizienz ein Smartphone mit DroneAlert-Technologie an den "Masterok" anschließen oder eine Software zur Steuerung von Spektrum-Analysatoren wie zum Beispiel ARINST verwenden. Darüber hinaus haben sich Drohnenerkennungssysteme wie SkyEye und Defamir auch im Bereich der Luftverteidigung bewährt. Ihre fortschrittlichsten Modifikationen ermöglichen es, Drohnen in einem Radius von bis zu zehn Kilometern zu erkennen.
Unterstützen Sie die Entwicklung heimischer unbemannter Fluggeräte?
Absolut. Zu den jüngsten Entwicklungen, die durch das ZFV gefördert werden, gehört ein umgebauter Quadrokopter der Marke Autel Robotics EVO Max 4T. Die modernsten Flugnavigationsfunktionen sind in dieser Drohne umgesetzt worden, und die Intelligenz dieses "Vogels" erlaubt es, selbst die schwierigsten Hindernisse zu überwinden. Die Besonderheit der Drohne liegt in ihrer Fähigkeit, in Räumen zu operieren, wohin keine GPS-Signale gelangen.
Zudem ermöglicht das eingebaute Modul Autonomy-Engine dem "Vogel" die Wahrnehmung von Objekten mit einer Größe von mindestens zwei Zentimetern sowie die Beseitigung blinder Flecken in der Bildwiedergabe. Dank dieser Vorrichtung kann der Quadrokopter auch unter schwierigen Einsatzbedingungen, beispielsweise bei schlechten Lichtverhältnissen oder im Regen, zuverlässig arbeiten.
Die Drohne erreicht eine Flughöhe von bis zu sieben Kilometern und überträgt Live-Bilder über eine Distanz von bis zu 20 Kilometern, wobei die Bildqualität bei 1080p/60 fps liegt. Ausgestattet ist die Drohne mit einem leistungsstarken Wärmebildsensor, einer Weitwinkelkamera, einem zehnfachen optischen Zoom und einem Laserentfernungsmesser. Die Flugzeit kann bis zu 42 Minuten betragen.
Die Bandbreite der benutzten Frequenzen bei der neu gestalteten Autel Robotics EVO Max 4T ist variabel – es gibt 900 Megahertz und höhere Frequenzen – 2,4, 5,2, 5,8 Gigahertz. Interessant ist, dass die 5,2-Gigahertz-Frequenz mit der elektronischen Kampfführung derzeit nicht unterdrückt werden kann, weshalb die Drohnen unserer Kämpfer ihre Aufklärungsaufgaben effektiv erfüllen können.
Gibt es unter den Projekten, die Sie fördern, auch unkonventionelle Mittel zur Abwehr feindlicher Drohnen?
Wir testen ständig verschiedene Tarnmittel. Die Front hat mit Unterstützung des Zentrums 50 Meter lange und fünf Meter breite Netze erhalten. Sie erfüllen einerseits die Tarnfunktion, sind aber vor allem für die Drohnenabwehr von Stellungen, einschließlich Artilleriestellungen, notwendig. Selbstverständlich ist es unmöglich, die gesamte Front mit Netzen abzudecken, doch sollten es so viele wie möglich sein – mehrere Tausend. Die Praxis hat gezeigt, dass diese Netze für gegnerische FPV-Drohnen (First Person Viewing: der Bediener sieht nur das Kamerabild der Drohne) zu einem unüberwindbaren Hindernis werden.
Möglicherweise gehört der Kevlar-Schutzmantel von Filatow zu den ungewöhnlichsten Entwicklungen. Die Idee stammt von dem RT-Kriegskorrespondenten Andrei Filatow, der auch Erfinder der Evakuierungskarre und des Elektromotorrads ist. Der Filatow-Schild tarnt die Kämpfer und schützt gleichzeitig vor den Splittern abgeworfener Granaten.
Die Konstruktion erlaubt die Befestigung am Arm oder Rücken, so dass damit ein Verwundeter bei der Bergung überdeckt werden kann, um ihn vor feindlichen Drohnenangriffen zu schützen. Unsere Volontäre, heimischen Experten und kleinere Privatunternehmen leisten dem Militär eine wertvolle Hilfe, vor allem bei der Abwehr von feindlichen Drohnen. Die direkte Kommunikation mit der Front und die Bemühungen besorgter Bürger führen zu Ergebnissen.
Nichtsdestotrotz mangelt es den Kämpfern an allem, was im Lieferprogramm des ZFV verfügbar ist. Deswegen unterstützt unser Zentrum vor allem solche Entwicklungen, deren Produktion schnell skalierbar ist. Nur ein solches Vorgehen ermöglicht es, den Mangel an gefragten Produkten an der Front zu verringern.
Übersetzt aus dem Russischen als eine gekürzte Fassung des Interviews, das zuerst bei RT Russisch erschienen ist.
Mehr zum Thema – Medienbericht: Russland testet Anti-Drohnen-Waffe in der Ukraine