Sanktionskrieg adé? Samsung nimmt finanzielle Unterstützung für Partner in Russland wieder auf

Trotz Sanktionen hat Samsung die finanzielle Unterstützung russischer Einzelhändler und Vertriebspartner wieder aufgenommen. Das soll laut Samsung eine Zwangsmaßnahme sein, da das Unternehmen sonst Gefahr laufe, den russischen Markt komplett zu verlieren.

Wie die Zeitung Iswestija berichtet, bestätigten mehrere Quellen, die auf dem Elektronikmarkt aktiv sind, dass der südkoreanische Konzern Samsung, der sich ursprünglich dem westlichen Boykott Russlands angeschlossen hatte, die finanzielle Unterstützung für seine russischen Partner – Einzelhändler und Distributoren – wieder aufgenommen habe.

Das geschah bereits im Sommer. Das heißt: Das System, das die Zahlung einer bestimmten Vergütung für den Verkauf von Samsung-Smartphones, Tablets und anderen Samsung-Geräten in Russland vorsieht, funktioniert wieder.

Allerdings tat der Konzern dies offenbar gezwungenermaßen. Der Anteil des Unternehmens auf dem russischen Markt ist während der russophoben Sanktionskampagne nämlich deutlich gesunken. Die Nutzer bevorzugen zunehmend chinesische Geräte, sodass Samsung Importeure und Einzelhändler unterstützen muss, um seine Position in Russland zu halten, sagten Experten gegenüber Iswestija. "Samsung war gezwungen, die Unterstützung für Käufer und Einzelhändler aus Russland wegen des Rückgangs seines Marktanteils wieder aufzunehmen", so die Quellen von Iswestija. Und weiter:

"Die Daten von Mobile Research Group zeigen: In der ersten Hälfte des Jahres 2022 entfielen auf den südkoreanischen Anbieter rund 27 Prozent der Smartphone-Verkäufe in Russland – und in dem gleichen Zeitraum dieses Jahres nur etwa 16 Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil chinesischer Unternehmen auf dem russischen Markt, der Anfang 2022 bei etwa 50 Prozent lag, überschreitet jetzt 70 Prozent. Das passt Samsung, das früher bei den Smartphone-Verkäufen auf dem russischen Markt führend war, offenbar nicht."

Auch Samsungs ehemaliger Konkurrent auf dem russischen Markt, das amerikanische Unternehmen Apple, ist in einer ähnlichen Situation, so die Iswestija. Während in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres Apple-Smartphones 15 Prozent des russischen Marktes ausmachten, sind es jetzt nur noch 5 Prozent, erklärte der Experte und führende Marktforscher der Mobile Research Group, Eldar Murtasin. Die Abwanderung von Käufern ist primär auf die Beteiligung von Apple an der Sanktionskampagne zurückzuführen, betonte der Experte – notwendige Funktionen verschwinden aus dem iPhone, und nützliche Programme, wie Bankanwendungen russischer Banken, fehlen in dem Software-Shop von Apple.

Die Zielgruppe der Premium-Smartphones von Samsung schrumpft. Wurde sie früher durch massive Marketingkampagnen gehalten, gibt es jetzt keine solche Unterstützung mehr. Um der Expansion chinesischer Marken entgegenzuwirken, muss ein Relaunch erfolgen, sagte Sergej Polownikow, Leiter des Projekts Content Review. Chinesische Hersteller schaffen auch finanzielle Anreize für ihre russischen Partner, fügte er in einem Gespräch mit der Iswestija hinzu und erklärte:

"Samsung ist sich sehr wohl bewusst, dass sein Anteil am Markt für Android-Smartphones in RF dahinschmilzt – daher muss man Maßnahmen ergreifen, um den Verkäufern Anreize zu bieten.
Samsung bleibt nichts anderes übrig: Entweder man verlässt unseren Markt oder man sucht nach Möglichkeiten, die Beschränkung zu umgehen. Es ist möglich, dass der nächste Schritt eine implizite Rückkehr dieser Marke nach Russland sein könnte."

"In den vergangenen anderthalb Jahren haben chinesische Smartphone-Hersteller ihre Position auf dem russischen Markt stark ausgebaut und den Weggang etablierter Anbieter wie Samsung, Apple oder LG ausgenutzt", so Leonid Konik, Gesellschafter von ComNews Research im Gespräch mit der Zeitung Iswestija, "Alle Konflikte gehen früher oder später zu Ende, aber der Markt bleibt bestehen.

Und der rapide schrumpfende Marktanteil gefällt dem Management von Samsung wohl kaum, denn in den vergangenen Jahren hatte es enorme Summen in die Promotion der Marke in Russland investiert.

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