Der Föderale Sicherheitsdienst der Russischen Föderation (FSB) und die Strafverfolgungsbehörden haben die Durchführung eines Attentats auf Margarita Simonjan, die Chefredakteurin der Mediengruppe Rossija Sewodnja und RT, sowie auf die TV-Moderatorin Xenia Sobtschak durch ukrainische Spezialdienste verhindert. Das teilte der FSB am Samstagmittag mit.
Am Freitag sollen Mitglieder der Neonazi-Gruppe "Paragraf-88" in Moskau und in der Region Rjasan festgenommen worden sein, als sie die Arbeits- und Wohnadressen von Simonjan und Sobtschak ausspionierten. Die Festgenommenen gaben an, dass man ihnen pro Mord eineinhalb Millionen Rubel versprochen habe, umgerechnet knapp 15.000 Euro.
Stellungnahme von Simonjan zu den Anschlagsplänen
In einer Stellungnahme vor Journalisten sagte Simonjan am Samstag, es tue ihr sehr leid zu sehen, dass ein 18-jähriger Junge ihr wie erstarrt vorkam. Dass er dachte, dass die Sorge um sein Land damit vereinbar sei, Geld vom ukrainischen Geheimdienst zu nehmen, um die Meinungsmacher seines eigenen Landes zu töten, sei eine starke "kognitive Dissonanz".
"Vielleicht landet er im Gefängnis und geht von dort an die Front.... und vielleicht wird das Leben selbst, das Schicksal selbst, in den Schützengräben seinen Verstand zurechtrücken und er wird zum Ruhme unseres Vaterlandes dienen."
"Er wird dann bitter bereuen, was er vorhatte, und Gott danken, dass der Herr seine Hand zurückgezogen und ihn nicht tun lassen hat, was er tun wollte."
Zu sich selbst sagte Simonjan, sie habe keine Angst davor, für ihr Heimatland zu sterben, und sie wünsche, dass ihre Attentäter den Fehler ihres Handelns einsehen und ihr Leben neu beginnen werden.
"Es gibt Dinge, die schlimmer sind als der Tod. Ehrlosigkeit ist schlimmer als der Tod, Verrat ist schlimmer als der Tod, mit dem Gefühl zu leben, etwas Unentschuldbares getan zu haben, schlimmer ist als der Tod."
Vorläufiges Geständnis eines der Verdächtigen
Im Zuge der bisherigen Ermittlungen stellte der FSB bei den Festgenommenen ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, 90 Patronen, Messer, Schlagringe, Gummiknüppel, Handschellen, Ärmelwinkel und Flaggen mit Nazi-Symbolen, Nazi-Literatur sowie Kommunikationsmittel und Computer sicher.
Auf den Computern sollen bereits Belege für die Absichten der Festgenommenen gefunden worden sein. Der FSB kündigte die Einleitung eines Strafverfahrens aufgrund extremistischer und terroristischer Motive gegen die mutmaßlichen Angreifer an. Einer der Verdächtigen legte ein vorläufiges Geständnis ab.
Demnach soll der er 18 Jahre alt sein und in Moskau leben. Laut eigenen Angaben habe er die Neonazi-Gruppe "Paragraf-88" gegründet und in der Folge mit Freunden Angriffe auf Personen mit nicht-slawischem Aussehen verübt. Später sei er vom ukrainischen Geheimdienst kontaktiert worden. Zunächst sei ihm und seiner Gruppe angeboten worden, gegen Geld Relaisschränke in Brand zu setzen. Danach habe man ihnen den Auftragsmorde an Margarita Simonjan und Ksenija Sobtschak angeboten.
"Ich führte eine Erkundung des Wohnorts von Simonjan durch, wofür ich Geld erhielt."
Als er an dem Ort ankam, an dem ihn eine Waffe übergeben werden sollte, sei er von Beamten des Geheimdienstes für das Gebiet Moskau festgenommen worden.
Frühere Attentate mit Verbindung zum SBU
Simonjan ist Chefredakteurin von RT seit dessen Gründung im Jahr 2005. Sie ist in der südrussischen Stadt Krasnodar geboren und aufgewachsen, ist verheiratet und hat drei Kinder. Sobtschak ist die Tochter des ehemaligen Bürgermeisters von Sankt Petersburg, Anatoli Sobtschak. Sie gilt als liberal. Aktuell betreibt sie einen Youtube-Kanal. Zuvor war sie Moderatorin einer in Russland beliebten Reality-TV-Show. Sobtschak ist verheiratet und hat ein Kind.
Im April wurde berichtet, dass sechs mutmaßliche Mitglieder der verbotenen Terrorgruppe Nationaler Sozialismus/Weiße Macht unter dem Verdacht festgenommen wurden, ein Attentat auf den bekannten russischen Journalisten Wladimir Solowjow vorbereitet zu haben. Die Ermittlungen ergaben, dass sie im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes SBU handelten.
Ebenfalls im April wurde der russische Militärblogger Maxim Fomin (Wladlen Tatarskij) bei einem Bombenanschlag in Sankt Petersburg ermordet. Die Hauptverdächtige, Darja Trepowa, gab Berichten zufolge nach ihrer Verhaftung an, dass sie von einem Mann rekrutiert worden sei, der mit dem ukrainischen Geheimdienst in Verbindung stand.
Im vergangenen Jahr wurde die russische Journalistin und Tochter des russischen Philosophen Alexander Dugin, Darja Dugina, durch eine Autobombe am Stadtrand von Moskau ermordet. Der FSB gab an, dass ukrainische Spezialdienste hinter dem Mord steckten. Die New York Times berichtete, dass auch US-Regierungsbeamte davon ausgingen, dass Kiew für den Mord verantwortlich war.
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