Einen Tag nach der Meuterei der "Wagner"-Söldner, die durch Vermittlung des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko abgebrochen wurde, hat in den von ihr betroffenen Gebieten Russlands die Rückkehr zur Normalität begonnen.
Die gestern verhängten Einschränkungen werden nach und nach aufgehoben, die gewohnten Verkehrsverbindungen, die am Sonnabend unterbrochen wurden, funktionieren wieder weitgehend und Tiefbauunternehmen haben mit der Wiederherstellung des zerstörten oder beschädigten Straßenbelags begonnen.
Der Gouverneur des Gebiets Woronesch, Alexander Gussew, hat am Morgen bestätigt, dass die Einheiten von Wagner die Region verlassen. Dies verlaufe nach seinen Angaben "normal und reibungslos". Alle Busbahnhöfe in Woronesch seien normal in Betrieb, die Busse verkehren planmäßig, teilte die Gebietsregierung mit. Der Zugverkehr war auch gestern nicht betroffen.
Ähnlich sieht es im Gebiet Lipezk aus: Auch hier teilten die örtlichen Behörden mit, dass alle Busverbindungen wieder planmäßig bedient werden. Die Autobahn M4 sei jedoch noch nicht durchgängig befahrbar.
Unklar ist, wie viele Opfer unter den Militärangehörigen der gestrige Tag forderte. Kriegsreporter und Militärblogger berichten von mehreren durch die Wagner-Söldner abgeschossenen Hubschraubern und belegen dies teilweise mit Fotos. Zum Schicksal der Piloten gibt es keine Angaben.
Berichtet wird außerdem der Abschuss eines IL-22-Transportflugzeugs. Der Militärexperte Boris Roschin schreibt dazu, Prigoschin habe hierzu gesagt, die IL-22 sei "von einem Dummkopf" versehentlich abgeschossen worden, und habe den Familien der getöteten Piloten und Soldaten 50 Millionen Rubel Entschädigung angeboten. In dem Flugzeug seien nach Informationen von Roschin zehn Menschen ums Leben gekommen.
In den Militärblogs und Kommentarspalten großer Medien überwiegen das Aufatmen und die Erleichterung, dass ein größeres Blutvergießen mit Potenzial zu einem Bürgerkrieg vermieden werden konnte. Auch wird häufig die Meinung geäußert, dass man die Entwicklungen der nächsten zwei Wochen abwarten müsse, bevor man die politischen Folgen der Meuterei abschätzen könne.
In Moskauer Kirchen wurden am Morgen während der Liturgien Dankgebete für die Abwendung des Blutvergießens dargebracht.
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