Ausführende des Anschlags auf russischen Kriegsjournalisten Wladlen Tatarski festgenommen

Russlands Ermittlungskomitee informiert über die Festnahme der 26-jährigen Darja Trepowa: Laut Zeugen überreichte sie dem russischen Kriegsberichterstatter Wladlen Tatarski die Büste, deren Explosion ihn gemäß Aufnahmen von Überwachungskameras in einem Café in Sankt-Petersburg in den Tod riss.

Die in Moskau wohnhafte Darja Trepowa wurde in der Mietwohnung eines Bekannten ihres Ehemanns im Sankt-Petersburger Stadtbezirk Wyborgski gestellt. Das meldete die Stadtzeitung Fontanka kurz vor 11 Uhr Moskauer Zeit am 3. April 2023 mit Verweis auf das russische Ermittlungskomitee. Das mehrgeschossige Wohnhaus sei bereits um sechs Uhr morgens am selben Tag von der Polizei umstellt gewesen. Die Verdächtigte hatte allem Anschein nach keinen langen Aufenthalt geplant – die Ordnungshüter stellten bei der Durchsuchung Flugkarten nach Usbekistan auf den Namen der Frau sicher. 

Trepowas Ehemann, Mitglied der russischen Libertarianischen Partei Damitri Rylow, kommentierte gegenüber dem russischen SVTV, dass seine Frau ohne ihr Wissen ausgenutzt worden sein müsse. Sie habe den Zweck der vergoldeten Büste nicht verstanden, die sie Wladlen Tatarski (bürgerlicher Name: Maxim Fomin) überreichen sollte:

Es stimmt – weder Darja noch ich unterstützen den Krieg in der Ukraine. Aber derartige Aktionen [wie die Teilnahme an einem Sprengstoffanschlag gegen einen Kriegsberichterstatter] halten wir für schlicht unzulässig. Ich bin zu 100 Prozent der Überzeugung, dass sie sich niemals wissentlich zu so etwas bereiterklärt hätte.

Trepowa hätte gedacht haben können, in der Statue sei ein Abhörsender versteckt gewesen, so Rylow.

Die Libertarianische Partei Russlands distanzierte sich vom Sprengstoffanschlag und betonte, Trepowa gehöre nicht zu ihren Mitgliedern.

Die Version, Trepowa könnte ohne ihr Wissen ausgenutzt worden sein, wird von Ermittlern, mit denen RT sprach, als eine von mehreren realistischen Hypothesen angesehen. Ähnlich äußerte sich die junge Frau selbst – nämlich sofort bei ihrer Festnahme und bei einem der Verhöre.

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Die Eheleute nahmen an einer Kundgebung gegen Russlands Angriff auf die Ukraine am 25. Februar 2022 teil. Rylow verließ Russland, um einer etwaigen Einziehung im Rahmen der teilweisen Mobilmachung, die im selben Jahr durchgeführt wurde, zu entgehen und hält sich seitdem im Ausland auf. 

Russlands Nationales Antiterrorkomitee gab im Mordfall  Wladlen Tatarski den Fund einer Spur bekannt, die nach Kiew führe. Die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitiert:

Der in Sankt-Petersburg am 2. April gegen den bekannten Journalisten Wladlen Tatarski begangene Terroranschlag wurde von den Geheimdiensten der Ukraine geplant und unter Einbezug ihrer Agentur aus den Reihen von Personen ausgeführt, die mit dem sogenannten Anti-Korruptionsfonds von Alexei Nawalny zusammenarbeiten. Die festgenommene Darja Trepowa ist eine aktive Sympathisantin dieser Organisation.

Nach Informationen, die RT vorliegen, hat Trepowas Vater Schulden für Wohnnebenkosten in Höhe von knapp 190.000 Rubel (gut 2.200 EUR nach aktuellem Kurs, Stand Reaktionszeitpunkt), hält jedoch gleichzeitig vier Pkw. Gleichzeitig scheint Geld – falls Darja Trepowa eine geldwerte Entlohnung für ihre Tat versprochen oder geleistet wurde – nicht das Einzige zu sein, was den ukrainischen Geheimdiensten das Anwerben der Verdächtigten erleichtert haben könnte: Nachrichten, die sie über die Jahre auf VKontakte und teils Twitter (Twitter-Account mittlerweile gelöscht) veröffentlichte, stellen sie als depressive Person dar. So sprach sie mehrfach vom Tod und Selbstmord; als ihr Ehemann das Land verließ, deutete sie an, sie werde nicht mehr am Leben sein:

Ja, fahr, fahr nur in dein Ausland, und ich werde hier derweil verwesen, die Erde düngen – wenn du nach ein paar Jahren wiederkommst, kannst du an meinem Platz die saftigsten, knackigsten Äpfel essen.

Ein späterer Tweet lautete:

Ich denke an den Selbstmord 20 bis 150 Mal am Tag.

In einer solchen geistigen Verfassung, sofern nicht vorgespielt, wäre die junge Frau möglicherweise anfälliger für Manipulationsversuche.