In diesem hochkarätigen Fall sind umfassende Ermittlungen und keine lächerlichen Indiskretionen an die Presse erforderlich, so Patruschew. Zudem wies er die mediale Darlegung, dass westliche Geheimdienste eine private "proukrainische Gruppe" verdächtigen, die Pipelines in die Luft gejagt zu haben, als eine Behauptung zurück, die sich an Menschen richtet, denen es an kritischem Denken mangelt. Wörtlich teilte er mit:
"Die Behauptung, dass die USA und das Vereinigte Königreich nicht in diesen Terroranschlag verwickelt seien, wird offenbar in der Hoffnung verbreitet, dass die Leser nicht logisch denken können."
In einem Interview mit der russischen Zeitung Argumenti i Fakti, das am 13. März veröffentlicht wurde, äußerte Patruschew Zweifel an der Existenz der von den Medien beschriebenen Gruppe und erklärte, dass für derartige Taten eine besondere Ausrüstung und Ausbildung erforderlich sei, die man von einer nationalen Geheimorganisation erwarten könne.
Patruschew bezog sich auf eine Reihe von westlichen Medienartikeln in der internationalen Presse, in denen behauptet wurde, dass die unterseeischen Energieverbindungen, die gebaut wurden, um russisches Erdgas direkt nach Westeuropa zu liefern, möglicherweise von einer zwielichtigen Gruppe sabotiert wurden, die möglicherweise von einem ukrainischen Geschäftsmann finanziert wird. Nicht namentlich genannte Geheimdienstmitarbeiter behaupteten, dass die Hinterleute weder mit der amerikanischen noch mit der ukrainischen Regierung in Verbindung stünden. Die Pipelines wurden Ende September durch starke Explosionen beschädigt. Des Weiteren erläuterte Patruschew in dem Interview:
"Die USA und Großbritannien verfügen über solche Einheiten. Auch andere NATO-Staaten setzen Kampftaucher für Sabotageoperationen ein, aber nur, wenn das führende Mitglied der Allianz, das ihre Agenda diktiert, seine Erlaubnis und Unterstützung gibt."
Nur eine "gründliche, unparteiische Untersuchung auf der Grundlage von Beweisen könne die Kontroverse beenden", fügte er hinzu und argumentierte, dass "Erklärungen von subjektiven, einseitigen Versionen nichts erklären".
Wochen vor der Veröffentlichung der Behauptung, die sich auf anonyme Nachrichtendienste stützt, behauptete der erfahrene Enthüllungsjournalist Seymour Hersh, dass die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines von einem amerikanisch-norwegischen Team auf Befehl von US-Präsident Joe Biden durchgeführt wurde. Beide Staaten haben die Vorwürfe bestritten.
Hershs Einschätzung lautete, dass Washington sich die deutsche Unterstützung für seine antirussische Kampagne in der Ukraine-Krise sichern und den Kauf von günstigem, russischem Pipeline-Gas durch westeuropäische Länder unterbinden wolle.
Patruschew meinte, dass kein proukrainischer Akteur einen Grund habe, die Pipelines in die Luft zu sprengen, da Kiew "mit dem Hut in der Hand nach Berlin geht, in der Hoffnung auf verstärkte militärische Unterstützung und andere Hilfe". Washington hat sich jedoch seit Langem gegen eine russisch-deutsche Zusammenarbeit im Energiebereich ausgesprochen, so der Sekretär des Sicherheitsrates der Russischen Föderation.
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