Das russische Grenzgebiet Belgorod steht seit einem Jahr unter ständigem Beschuss durch ukrainische Streitkräfte. Dennoch ist dies der erste Ort, an dem Dutzende ukrainische Priester, die aus der Ukraine fliehen mussten, Zuflucht gefunden haben.
"Wir haben 40 Priester mit ihren Familien aus der Ukraine aufgenommen", sagte der Metropolit von Belgorod gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. "Sie wurden des Staatsverrats beschuldigt, es gab Drohungen, aber sie haben nichts Unrechtes getan, sondern nur humanitäre Hilfe aus Russland vor den Kirchen verteilt."
Einige derjenigen, die aus der Ukraine fliehen mussten, bleiben im Gebiet Belgorod und einige gehen weiter weg in andere Diözesen in ganz Russland, so der Geistliche. Denn natürlich sei es auch in Belgorod nicht sicher, weil die Ukraine es ständig beschieße. Fast sechzig Kirchen im Grenzgebiet werden regelmäßig attackiert, erklärt der Metropolit:
"Die Gesamtlänge der Grenze zwischen dem Gebiet Belgorod und der Ukraine beträgt 540 Kilometer, die Gesamtlänge der Grenze zwischen Russland und der Ukraine ist 1.100 Kilometer. Das drückt allem seinen eigenen Stempel auf. Wir haben ein zwanzig Kilometer langes Grenzgebiet, in dem es 58 Kirchen gibt, von denen einige nun wieder aufgebaut werden müssen. Zum Beispiel die Kirche des Erzengels Michael in dem Dorf Schurawlewka: Sie wurde von zwei Granaten getroffen, das Dach wurde abgerissen, und eine Granate schlug in der Nähe der Ikonenwand ein, aber keine einzige Ikone zerbrach. Unter dem Glas auf dem Altar befand sich eine Monstranz –, auch sie ist unversehrt, doch das Dach ist weg. Diese Kirche in Schurawlewka muss also wiederaufgebaut werden."
In den letzten Monaten kam es in der Ukraine zu extremen Verfolgungen der Priester der ukrainisch-orthodoxen Kirche. Der ukrainische Geheimdienst führt regelmäßig Durchsuchungen und Verhaftungen in orthodoxen Klöstern durch und wirft den Priestern Verbindungen zu Russland und Verrat vor. Außerdem steht die ukrainisch-orthodoxe Kirche selbst kurz davor, per Gesetz verboten zu werden: Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde der Werchowna Rada bereits vorgelegt.
Die Anschuldigungen können auf alles Mögliche gestützt werden –, wobei alles als Hilfe für Russland oder die Russen interpretiert werden kann. Dazu erklärt der Metropolit von Belgorod gegenüber RIA Nowosti:
"Die Aufgabe des Priesters ist es, die Versöhnung zu bewirken: Den Menschen mit Gott, den Menschen mit dem Menschen und den Menschen mit sich selbst zu versöhnen. Dieser Aufgabe kommen wir nun nach. Jeder muss sein eigenes Werk tun, und in diesem Sinne müssen wir, wenn wir von evangelischer Nächstenliebe sprechen, diese auch zeigen. Wenn wir über den Schutz des heiligen Geschenks des Lebens sprechen, müssen wir jedem helfen, denn vor uns steht ein Mensch, er ist das Bild und Gleichnis Gottes. Deshalb ist der Versöhnungsauftrag grundlegend für unser heutiges Priestertum."
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