Noch vor wenigen Monaten sagte der Internationale Währungsfonds (IWF) den Zusammenbruch der russischen Wirtschaft als Folge der verhängten Sanktionen voraus. Und selbst offensichtliche Anzeichen dafür, dass die Lage nicht so düster ist, hielten diese und andere internationale Finanzinstitute nicht davon ab, pessimistische Prognosen über Russland abzugeben. Jetzt sieht der IWF die Dinge plötzlich realistischer.
Wie die Nachrichtenagentur TASS berichtete, hat der Internationale Währungsfonds nun eine Aktualisierung seines Berichts über die globalen Wirtschaftsaussichten veröffentlicht. Die Autoren prognostizieren "eine starke Verlangsamung des BIP-Wachstums in den Industrieländern von 2,7 Prozent im Jahr 2022 auf 1,2 Prozent im Jahr 2023 und eine weitere Abnahme auf 1,4 Prozent im Jahr 2024". Nach Ansicht der Verfasser des Berichts:
"Rund 90 Prozent der Industieländer werden im Jahr 2023 eine Verschlechterung erleben."
Demnach wird die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs im Jahr 2023 um 0,6 Prozent schrumpfen, was einer Abwärtskorrektur von 0,9 Prozentpunkten gegenüber der Oktoberprognose entspricht. Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr nur um 0,1 Prozent wachsen, Frankreich um 0,7 Prozent und Italien um 0,6 Prozent.
Für die Entwicklungsländer sowie für Russland hingegen sind die Aussichten wesentlich besser, wenn es nach dem IWF geht. Nach Angaben der Institution erwartet Russland im Jahr 2023 ein BIP-Wachstum von 0,3 Prozent im laufenden Jahr und 2,1 Prozent im Jahr 2024. Zuvor hatte der IWF für Russland einen Rückgang des BIP um 3,3 Prozent und ein Wachstum von 1,6 Prozent in den Jahren 2023 und 2024 vorausgesagt.
Unterdessen haben sich die wirtschaftlichen Aussichten in den USA verschlechtert. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds wird sich das BIP-Wachstum in den USA in diesem Jahr auf 1,4 Prozent und im nächsten Jahr auf 1 Prozent verlangsamen. Die Verfasser des Papiers betonen:
"Die Prognose für das Jahr 2024 wurde um 0,2 Prozentpunkte nach unten korrigiert, da die Federal Reserve den Zinssatz im Jahr 2023 deutlicher auf ein Maximum von rund 5,1 Prozent anhebt."
Zuvor hatte die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgieva, auf dem Forum in Davos betont, dass der Konflikt in der Ukraine zu den größten Risiken für die Weltwirtschaft gehöre.
Der Pressedienst des russischen Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung kommentierte die BIP-Wachstumsprognose des IWF für Russland so:
"Die Schätzungen der IWF-Experten fangen an, sich den Prognosen Russlands anzunähern. In der Tat überwindet die russische Wirtschaft selbstbewusst die Sanktionsschranken unfreundlicher Staaten. Im Jahr 2023 wird die weitere wirtschaftliche Erholung von einer Verbesserung der Verbrauchernachfrage sowie von Maßnahmen zur Sicherung des Kreditwachstums abhängen."
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