Dem im Exil lebenden Theater- und Filmschauspieler Artur Smoljaninow drohen wegen seiner Kritik an Russlands Vorgehen in der Ukraine Konsequenzen. Der Chef des Ermittlungskomitees Alexander Bastrykin wies am Montag an, wegen der Aussagen des Filmstars ein Strafverfahren einzuleiten. "In einem Interview mit einem westlichen Verlag machte Smoljaninow eine Reihe von Aussagen, die sich gegen Russland richteten", hieß es in einer Erklärung. Um welches Gespräch es geht, wird nicht genannt.
Smoljaninow ist ein bekannter Schauspieler, der des Öfteren in patriotischen Filmen mitspielte. Vor allem durch seine Rolle in "Die neunte Kompanie" über den Krieg in Afghanistan erlangte er landesweit Berühmtheit. Der 39-Jährige hat sich in der Vergangenheit bereits mehrmals gegen die Kriegshandlungen in der Ukraine ausgesprochen. Anschließend wurde er von einigen staatlich finanzierten Filmprojekten in Russland ausgeschlossen. Er verließ Russland vergangenes Jahr und betonte, er habe nicht vor, demnächst zurückzukehren.
In einem kürzlich erschienenen Interview mit der Zeitung Nowaja Gaseta sagte er, dass er "nichts außer Hass auf Menschen auf der anderen Seite der Front empfindet". Wenn er wählen müsste, für wen er kämpft, würde er an der Seite der Ukrainer kämpfen. In Bezug auf einen ehemaligen Schauspielkollegen, der für Russland kämpft, sagte Smoljaninow, er würde ihn definitiv auf dem Schlachtfeld erschießen. Es sei ihm auch "egal, in welcher Form Russland zurückbleiben wird". Die Zukunft des Landes sei ihm gleichgültig, auch wenn davon nur ein Gebiet übrigbleibt und der Rest zu radioaktiver Asche zerfällt.
Seine proukrainischen Äußerungen lösten unter einigen Politikern eine Wutwelle aus. Es gab Forderungen, ihn nicht nur als ausländischen Agenten zu bezeichnen, sondern ihm auch die russische Staatsbürgerschaft zu entziehen. Der Abgeordnete Jewgeni Popow schlug vor, Pässe russischer Bürger zu annullieren, deren Aussagen "eine direkte Bedrohung für eine Person oder den Staat" darstellen.
Ohne Smoljaninow persönlich zu nennen, schlug der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew auf Telegram vor, in Bezug auf "Verräter" nach den "Kriegsregeln" vorzugehen. Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow sagte, dass der Kreml "nichts Gutes" über diesen Schauspieler denke.
Laut Medienberichten wurde gegen Smoljaninow auch schon im Herbst ein Verfahren wegen Diskreditierung der russischen Armee eingeleitet. Der 39-Jährige sagte damals, dass die aktuellen russischen Gesetze für ihn nicht existieren.
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