Wie viele Zivilisten im Zuge der Kämpfe zwischen den ukrainischen Truppen und der Koalition aus russischer Armee und den Milizen der Volksrepubliken im Donbass im März und April dieses Jahres ums Leben kamen, steht noch nicht abschließend fest. Bislang wurden in der Stadt die sterblichen Überreste von über 3.000 Menschen entdeckt und geborgen, vermutlich überwiegend Zivilisten, die im Zuge der Kampfhandlungen ums Leben gekommen waren. Das geht aus der Antwort des Ermittlungskomitees der Volksrepublik Donezk auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur RIA Nowosti hervor.
Die Agentur zitiert die Behörde am Freitag mit den Worten:
"So wurden allein im April die Leichen von 51 Zivilisten in den von den ukrainischen Truppen verlassenen Stellungen gefunden, und nachdem die Stadt vollständig befreit und inspiziert worden war, überstieg ihre Zahl 3.000."
Den Ermittlungen zufolge haben Kämpfer der ukrainischen Nationalgarde bei der Einrichtung von humanitären Korridoren durch Sektor A – die ukrainischen Streitkräfte haben Mariupol in mehrere solcher Abschnitte unterteilt – künstlich Hindernisse für die Evakuierung geschaffen.
"Da sie die Stadt nicht verlassen konnten und auf der Suche nach Lebensmitteln umherzogen, wurden die Zivilisten zur lebenden Zielscheibe für die ukrainischen Strafeinheiten, die sie mit verschiedenen Arten von Waffen töteten", so das Ermittlungskomitee.
Die Ermittler haben vorgeschlagen, eine DNA-Datenbank der Toten von Mariupol anzulegen, da es oftmals schwierig war, ihre Identität festzustellen. Gegen den ukrainischen Armeechef Waleri Saluschny und andere Militärkommandeure wurde ein Strafverfahren wegen Kriegsverbrechen in der Stadt eingeleitet.
Mitte Mai hatten die russischen und Donezker Streitkräfte die Kontrolle über Mariupol übernommen. Während der Kämpfe seit Anfang März ist die Stadt schwer beschädigt worden, wobei 20 Prozent des Wohnungsbestands Berichten zufolge nicht mehr zu reparieren sind. Während der Kämpfe hatte die russische Armee mehrmals humanitäre Korridore sowohl in die DVR als auch in die von Kiew kontrollierten Gebiete geöffnet, doch das ukrainische Militär hatte diese Arbeit gestört und wiederholt auf Zivilisten geschossen, die versucht hatten, die Stadt zu verlassen.
Im Juni hatte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Michelle Bachelet keine Angaben zur Zahl der zivilen Todesopfer machen können, jedoch konstatiert, dass es während der Kämpfe um Mariupol "schwerwiegende Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht" gegeben habe.
Einer der größten Einzelakte ukrainischer Kriegsverbrechen dürfte die Sprengung des Theaters der Stadt, in dem Hunderte Zivilisten Zuflucht gesucht hatten, durch die Asow-Nationalisten gewesen sein. Hier steht nach dem Ergebnis von Gutachten inzwischen fest, dass es sich um eine Sprengung von innen gehandelt hat, nicht wie von der ukrainischen Seite behauptet um ein Bombardement von außen.
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