Zahlreiche Fremdwörter könnten in Russland schon bald aus dem öffentlichen Leben verschwinden. Die Staatsduma hat am Dienstag in erster Lesung Änderungen zum "Gesetz über die Amtssprache" angenommen. Das Gesetz soll Beamte und Bürger dazu ermutigen, die Normen der literarischen russischen Sprache im öffentlichen Bereich einzuhalten. Die Initiative verbietet zudem die Verwendung von Fremdwörtern, es sei denn, es handelt sich um Begriffe, für die es im Russischen keine allgemein gebräuchlichen Entsprechungen gibt.
Die Maßnahme soll darauf abzielen, die russische Sprache "vor einer übermäßigen Verwendung von Fremdwörtern zu schützen", heißt es in der Erläuterung. Das allgemeine Niveau der Schreib- und Lesefähigkeit der Bürger sowie die korrekte Verwendung der russischen Amtssprache sollen gefördert werden.
Laut dem Gesetzentwurf soll die Regierung eine Liste der normativen Wörterbücher und Nachschlagewerke auf der Grundlage von Vorschlägen der Regierungskommission für die russische Sprache erstellen.
Bis zur zweiten Lesung werden Diskussionen geführt, in welchen Bereichen die russische Sprache als Amtssprache zwingend verwendet werden muss. Ein wichtiges Diskussionsthema ist unter anderem Werbung. Wenn Werbung künftig dazu gezählt wird, "machen wir einen großen Schritt im Kampf gegen Anglizismen und Transliteration", sagte Jelena Jampolskaja, Vorsitzende des Kulturausschusses.
Im Sommer hatte Walentina Matwijenko, die Vorsitzende des Föderationsrates, gefordert, dass die russische Sprache auf rechtlicher Ebene von Fremdwörtern befreit wird.
"Warum vermüllen wir unsere schöne, einzigartige Sprache mit solchen Wörtern? Wir sollten uns auch auf legislativer Ebene damit befassen. Unsere Aufgabe ist es, die Sprache Puschkins, auf die wir stolz sind, zu bewahren und diese neuen Trends zu stoppen, die absolut unangebracht sind."
Unter anderem kritisierte sie Begriffe wie "Cashback", "Workshop", "Babysitter" und "Hype".
Viele Experten gehen jedoch davon aus, dass das Gesetz nicht wie erwartet funktionieren wird. Andrei Schtscherbakow, wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für Forschung und Medienkommunikation des Instituts für Russische Sprache, befürwortet zwar die Idee, unhöfliche und umgangssprachliche Ausdrücke zu vermeiden. Doch Fremdwörter seien eine gängige Praxis, sagte er zur Zeitung Iswestija. Es sei auch völlig unklar, von wem und wie die Beamten kontrolliert werden sollten.
"Ein Abgeordneter der Staatsduma kommt zum Rednerpult und betont ein Wort falsch. Dementsprechend hat er die russische Sprache nicht in Übereinstimmung mit den Normen der russischen Literatursprache verwendet. Wird er mit einer Geldstrafe belegt? Und wer soll das entscheiden? Wird ein Mitarbeiter des Instituts für russische Sprache der Russischen Akademie der Wissenschaften in der ersten Reihe sitzen und die Fehler mitzählen?"
Der Politikwissenschaftler Konstantin Kalatschjow erklärte, dass viele Wörter, die als russisch gelten, es tatsächlich nicht sind. Zudem sei es schwierig, Synonyme für Konzepte zu finden, die erst kürzlich in der Sprache erschienen seien – etwa das Wort "Hype". Die Philologin Ljubow Gogina sagte zur Zeitung, dass das Gesetz die Situation nicht ändern werde. Man müsse vor allem die Gründe analysieren, statt etwas zu verbieten.
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