Soros' Investmentpartner: "In Russland zu investieren ist extrem profitabel"

Der US-amerikanische Fachautor und Investmentpartner Soros' Jim Rogers gab der Nachrichtenagentur RIA Nowosti ein Interview, in dem er die Zukunft nach der Ukraine-Krise vorhersagt und erklärt, warum sich Investitionen in Russland lohnen und die US-Sanktionen nicht greifen.

Jim Rogers ist ein legendärer US-Investor – einer der bekanntesten der Welt – und zusammen mit George Soros Mitbegründer des Quantum Investment Fund. Nach ihm ist der Rogers International Commodity Index (RICI) benannt. Nun hat er der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti ein großes Interview gegeben, in dem er seine Sicht der wirtschaftlichen Lage der Weltwirtschaft nach dem Ausbruch der Ukraine-Krise darlegt und über Sanktionen gegen Russland, den Getreidehandel sowie die Weltordnung nach dem Konflikt spricht. Dabei plädiert er für Investitionen in die russische und ukrainische Wirtschaft und erklärt, warum sich diese lohnen:

"Wenn man in einem Land investiert, in dem Krieg oder Bürgerkrieg herrscht, vor allem wenn er zu Ende geht, kann man viel Geld verdienen. Ich darf im Moment nicht in der Ukraine oder in Russland investieren, aber ich würde es gerne tun."

Diejenigen, die nicht unter die bestehenden Sanktionen fallen, sollten jedoch gerade jetzt über Investitionen in Russland nachdenken, so Rogers gegenüber der Agentur. Insbesondere deshalb, weil viele westliche Investoren den russischen Markt "wegen ihrer eigenen Regierungen" verlassen mussten. Er fügt hinzu: "Wenn man die Möglichkeit und Geduld hat, bekommt man bei der Sache in der Regel viel."

Rogers äußert sich auch skeptisch über die Maßnahmen der USA zur wirtschaftlichen Eindämmung Russlands, insbesondere über die Einführung einer Preisobergrenze für russisches Öl – er glaubt, sie werden "so gut wie keine Wirkung haben":

"Ich investiere schon seit Langem und lese seit vielen Jahren über die Entwicklung der Märkte. Preiskontrollen oder Dinge wie Obergrenzen für die Energielieferungen funktionieren in der Regel nicht, weil immer jemand einen Weg findet, sie zu umgehen. Man hört von Schwarzmärkten oder Parallelmärkten. Es gibt immer jemanden, der einen anderen Weg findet, daher bin ich skeptisch, was diesen speziellen Schritt angeht. Ich stehe jedem, der so etwas tut, skeptisch gegenüber, weil ich die Menschen kenne."

Eines Tages werden die Kriegshandlungen enden, so Rogers. "Und eines Tages werden die Menschen wieder nach Tokio fliegen", erwähnt er die Aufhebung der Luftverkehrsbeschränkungen, die nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine verhängt wurden. "So werden beispielsweise die Aeroflot und die Flughäfen im Allgemeinen wieder aufleben. Was am meisten leidet, zeigt in der Regel das beste Ergebnis, wenn der Frieden kommt."

Er gehe davon aus, "dass es Russland nach dem Krieg gut gehen wird" – weil das Getreide, die Metalle und die Energie, die Russland hat, "weiterhin gefragt sein werden".

"Ich vermute also, dass die russische Wirtschaft nach dem Krieg wiederbelebt wird", meint Rogers.

Was die Zukunft der Weltwirtschaft angeht, hat der Investmentguru gemischte Gefühle:

"Ich mache mir schon seit einiger Zeit Sorgen um die Weltwirtschaft, deshalb habe ich nicht viele Investitionen, über die ich mir den Kopf zerbrechen muss. Ich habe eine Menge Bargeld, eine Menge Bargeld in US-Dollar. Und ich habe Rohstoffe, weil sie gut laufen, wenn viel Geld gedruckt wird. Meistens lehne ich mich jetzt einfach zurück und beobachte. Ich denke, dass es in letzter Zeit viel Skepsis und Verzweiflung auf den Märkten gegeben hat, und wenn es viel Pessimismus gibt, passiert etwas, das den Pessimismus umkehrt, und es kommt zu einem großen Anstieg. Ich denke, wir sind jetzt an diesem Punkt angelangt. Irgendetwas wird passieren, es wird Frieden in der Ukraine geben, oder sie werden aufhören, die Zinssätze zu erhöhen, oder etwas Ähnliches. Dann werden wir für einige Zeit eine Phase des Optimismus erleben. Wie auch immer, ich warte ab. Ich sitze mit einer Menge Bargeld in US-Dollar da und warte ab, wie es weitergeht."

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