Russisch-britischem Aktivisten drohen 20 Jahre Haft wegen Hochverrats

Dem Aktivisten und Journalisten Wladimir Kara-Mursa wird vorgeworfen, durch seine Unterstützung für NATO-Mitgliedsstaaten die russische Staatssicherheit gefährdet zu haben. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft.

Der oppositionelle Aktivist Wladimir Kara-Mursa wurde wegen seiner Zusammenarbeit mit Organisationen aus NATO-Mitgliedsstaaten des Hochverrats angeklagt. Dies berichteten mehrere Medien am Donnerstag unter Berufung auf Quellen aus den russischen Strafverfolgungsbehörden.

Kara-Mursa, der sowohl die russische als auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt, wird Berichten zufolge verdächtigt, ausländische Mächte, die Russland feindlich gesinnt sind, unterstützt und begünstigt zu haben. Der Aktivist ist Vize-Vorsitzender der in Washington ansässigen "Free Russia Foundation" (Stiftung für ein freies Russland), einer von der US-Regierung finanzierten Interessengruppe, die auf einen Regimewechsel in Moskau hinarbeitet. Laut der Tageszeitung Iswestija werfen ihm die Strafverfolgungsbehörden vor, Mitarbeiter ausländischer Geheimdienste beraten und für seine Dienste 30.000 US-Dollar pro Monat erhalten zu haben.

Von der russischen Ausgabe von RT und der Nachrichtenagentur TASS zitierte Quellen behaupteten zudem, Kara-Mursa habe jahrelang mit Organisationen in NATO-Mitgliedsstaaten zu tun gehabt und ihnen dabei geholfen, die nationale Sicherheit Russlands zu untergraben. Die Quelle von RT nannte dieselbe Summe an finanzieller Entschädigung, die Kara-Mursa angeblich erhalten haben soll.

Die russischen Strafverfolgungsbehörden sagten gegenüber den Medien, dass sie glauben, beweisen zu können, dass die Handlungen des Aktivisten Hochverrat darstellen. Ein solches Urteil würde eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren nach sich ziehen.

Kara-Mursa ist seit Langem ein prominentes Mitglied der oppositionellen und regierungsfeindlichen politischen Kräfte in Russland. Er erregte die Aufmerksamkeit der westlichen Presse, weil er angeblich zwei Vergiftungen überlebt haben soll, die er und andere Kritiker der russischen Regierung als Attentate bezeichneten und sie mit der kritischen Haltung von Kara-Mursa gegenüber den russischen Behörden in Verbindung brachten.

Der 41-Jährige befindet sich seit Ende April in Gewahrsam der russischen Behörden, nachdem gegen ihn wegen Verleumdung der Streitkräfte des Landes Ermittlungen aufgenommen wurden. Der Fall geht auf eine Rede zurück, die er im vergangenen März vor dem Kongress des Bundesstaates Arizona hielt, in der er russischen Truppen in der Ukraine mutmaßliche Kriegsverbrechen vorwarf. Westlichen Medien zufolge hat Kara-Mursa in den USA die Berechtigung zum Daueraufenthalt.

Das russische Justizministerium bezeichnete ihn am Tag seiner Festnahme als ausländischen Agenten. Der ehemalige Journalist war ein Vertrauter des im Jahr 2015 ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow und steht auch dem russischen Exil-Oligarchen Michail Chodorkowski nahe. 

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