Russische Gastronomen verzeichnen eine Stabilisierung der Preise für Importprodukte, indem sie die Logistik verbessern und neue Lieferanten finden, berichtet die Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Seit dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine und der Verhängung von Sanktionen gegen das Land hat das Gaststättengewerbe mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Nach fast sechs Monaten könne man sagen, dass die Branche die Probleme in den Griff bekommen habe, sagt Alexander Muratow, Leiter der Entwicklungsabteilung des Inhabers der Marke Yakitoria, gegenüber der Agentur. Er erklärt:
"Seit Anfang des Jahres hat das Gaststättengewerbe einen erheblichen Anstieg der Einkaufspreise für Lebensmittel zu verzeichnen, insbesondere für importierte Waren. In einigen Bereichen betrug der Anstieg sogar 70 bis 200 Prozent. Im Laufe der Zeit hat sich die Lage etwas stabilisiert – es ist uns gelungen, die bestehenden Lieferketten anzupassen und neue Lieferanten zu finden, wodurch Engpässe vermieden und Preissteigerungen in den Restaurants eingedämmt werden konnten."
Wiktor Titow, der Küchenchef des Restaurants OPUS, stellt fest, dass die Preise für bestimmte importierte Waren im Februar und März um bis zu 40 Prozent gestiegen waren. "Manchmal gab es von demselben Lieferanten zwei Briefe pro Woche, in denen die Preiserhöhung angekündigt wurde. Im Moment hat sich die Lage stabilisiert. Wir verzeichnen einen Rückgang der Preise um 20 Prozent. Nicht alle Händler geben bekannt, dass ausländische Lieferanten die Preise senken, aber dadurch können die Gastronomen ihr Angebot aufrechterhalten", sagt er.
Einige Gastronomen, die mit der Agentur sprachen, sagten, dass die Preise für Saisonprodukte wie Salatblätter, Tomaten, Gurken, Beeren und Pilze um durchschnittlich 30 Prozent gesunken seien. "Auch die Preise für Avocados sind um den gleichen Betrag gefallen. Außerdem sind importierte Käsesorten für uns um 15 Prozent billiger geworden", sagt die Einkaufsleiterin der Nowikow-Gruppe, Elena Schargorodskaja.
Nach Ansicht von Wiktor Titow kommt es in so schwierigen Übergangszeiten wie derzeit nicht nur zu einer Neuausrichtung des Vertriebs, sondern auch des Geschmacks der Verbraucher.
"Einige Marken aus dem nahen Ausland und den GUS-Staaten sind auf unserem Markt bereits weit verbreitet und haben begonnen, ihre einzigartigen Nischen zu erobern", bemerkt er. "In gewissem Maße gibt es in unserer Branche einen Abwärtstrend in Richtung der Nachfrage nach westlichen Marken."
Wie Branchenexperten betonen, hat das richtige Handeln in der Krise Wirkung gezeigt. So stiegen beispielsweise die Umsätze in Moskauer Restaurants innerhalb dieses Jahres um rund 20 Prozent, sagte Sergei Mironow, Vorsitzender des Koordinierungsrates der Föderation der Gastronomen und Hoteliers und Ombudsmann im Bereich des Gaststättengewerbes der russischen Hauptstadt. Gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti bemerkte er dazu:
"Im Februar war ein leichter Rückgang zu verzeichnen, doch dann wuchs der Markt weiter. Im Jahr 2022 haben wir nicht nur das letzte Jahr und das Jahr davor, sondern auch das Vorpandemie-Jahr 2019 überholt."
Mironow erklärte, dass dies unter anderem durch das Wachstum des Inlandstourismus ermöglicht worden sei. Auch die Tatsache, dass die Bewohner der Großstädte in diesem Sommer weniger gereist sind, habe eine Rolle gespielt. Zur Bewältigung der Sanktionsschwierigkeiten in der Branche sagte er:
"Wir rechnen nicht mit Schwierigkeiten. Alle logistischen Probleme sind für uns so gut wie gelöst."
Mehr zum Thema - Ohne Parma-Schinken und deutschen Meerrettich: Wie russische Gastronomen mit Sanktionen umgehen