Verschiedenen Angriffe mit Drohnen auf das Kernkraftwerk Saporischschja durch die Ukraine scheinen aus Sicht des Kremls ein Versuch zu sein, eine massive Industriekatastrophe herbeizuführen und dies mit Billigung des Westens, sagte der stellvertretende Sprecher des russischen Außenministeriums, Ivan Netschajew, am Mittwoch.
"Die Streitkräfte der Ukraine führen wie besessen Angriffe gegen das Kernkraftwerk, das als das größte auf dem europäischen Kontinent gilt, ignorieren dabei die Sicherheit für die Menschen und die Umwelt und ignorieren damit zudem Entscheidungen und Resolutionen der IAEA", sagte Netschajew in der wöchentlichen Pressekonferenz des Ministeriums und bezog sich dabei auf die zahlreichen Beschlüsse der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die Angriffe auf zivile Nuklearanlagen als Verletzung des Völkerrechts verurteilen.
"Es ist jetzt offensichtlich, dass die ukrainische Seite absichtlich auf eine massive Industriekatastrophe hinarbeitet. Und wir sehen, dass sowohl die USA als auch ihre europäischen Verbündeten nichts dagegen einzuwenden haben", schlussfolgerte Netschajew.
Das Kernkraftwerk Saporischschja unweit der Kleinstadt Energodar im Südosten der Ukraine, das sich derzeit unter der Kontrolle russischer Streitkräfte befindet, war in den vergangenen Wochen Ziel mehrerer Angriffe.
Am 12. Juli warfen ukrainische Drohnen mehrere 120-mm-Granaten auf ein Gebäude neben dem Kraftwerk und verletzten dabei elf Mitarbeiter des Werks. Dies wurde von den Behörden von Energodar bestätigt. Am 20. Juli griffen drei ukrainische "Kamikaze-Drohnen" das Werk erneut an, jedoch ohne dass sie Schäden an der Struktur des Atommeilers anrichten konnten.
Bereits im April warnte Generalleutnant Igor Kirillow, der Leiter der russischen Kräfte zur Abwehr vor radioaktiven, chemischen und biologischen Stoffen, dass eine "Operation unter falscher Flagge" bei einer der ukrainischen Kernenergieanlagen, einschließlich jener in Saporischschja, durchgeführt werden könnte.
Die ukrainischen Behörden haben ihrerseits Russland beschuldigt, das Werk angegriffen zu haben. Anfang März, als russische Streitkräfte in Saporischschja vorrückten, behauptete der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij, die Anlage sei absichtlich von Russland beschossen worden, um "eine Katastrophe wie die von Tschernobyl" herbeizuführen.
Am 21. Juli teilte der Präsident der ukrainischen staatlichen Nuklearbehörde Energoatom, Petro Kotin, ukrainischen Medien mit, dass russische Streitkräfte schwere Waffen in der Turbinenhalle der ersten Reaktoreinheit von Saporischschja stationiert, sowie Munition und Treibstoff in unmittelbarer Nähe gelagert haben. Laut Kotin würden diese Waffen und die Munition eine "Brandgefährdung" darstellen. Die erste Reaktoreinheit des Werks wurde jedoch seit Beginn der russischen Offensive außer Betrieb genommen.
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