Die russische Zeitung Iswestija hat am Dienstag unter Berufung auf Andrei Prodeus, den Chefarzt für Kinderallergologie und -immunologie bei dem Gesundheitsministerium des Gebiets Moskau, berichtet, dass in Russland ein neues Vakzin gegen echte Pocken getestet wird. Mit den Tests beschäftigt sich demnach das staatliche Forschungszentrum für Virologie und Biotechnologie Vektor nahe Nowosibirsk. Prodeus zufolge wird der Impfstoff auch gegen das Affenpockenvirus effizient sein. Die Zeitung zitiert den Arzt mit den Worten:
"Momentan wird in Russland kein Impfstoff gegen Pocken hergestellt. Früher hat es in der Sowjetunion einen Lebendimpfstoff gegeben. Heute arbeitet jedoch niemand mehr mit diesem Impfstoff."
Prodeus zufolge ist Vektor die einzige offizielle Forschungsstelle in Russland, die über Pockenstämme verfügt. Demnach werde dort nun ein Vektorvakzin gegen Pocken entwickelt, das auch gegen Affenpocken wirksam sein soll. Das Präparat durchlaufe gerade die dritte Phase einer klinischen Studie. Prodeus zufolge gibt es bislang weltweit keinen spezifischen Impfstoff gegen Affenpocken.
Das Affenpocken-Virus stammt ursprünglich höchstwahrscheinlich von Nagetieren in Zentral- und Westafrika. Die charakteristischen Symptome der Krankheit sind Fieber, Brechreiz, Muskelschmerzen und Hautausschlag.
Der Erreger ist erstmals im Jahr 1958 nachgewiesen worden, die ersten Fälle beim Menschen traten in den frühen 1970er-Jahren auf. Die Zahl der gemeldeten Affenpocken-Infektionen beim jüngsten Ausbruch in der Europaregion stieg inzwischen auf fast 6.000. Bis zum 5. Juli wurden Affenpocken-Fälle in 33 europäischen Ländern und Regionen gezählt. Nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde ECDC und des Regionalbüros Europa der Weltgesundheitsorganisation WHO waren 99,6 Prozent der Erkrankten Männer, 42 Prozent dieser Infizierten waren im Alter zwischen 31 und 40 Jahren. Die allermeisten Betroffenen hatten nach WHO-Angaben Sex mit Männern.
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