Russlands Präsident Wladimir Putin erwartet in diesem Jahr eine Rekordernte beim Weizen und hat eine Steigerung des Exports angekündigt.
"Nach Einschätzung von Spezialisten – das sind natürlich nur vorläufige Schätzungen – könnte sich die Getreideernte auf 130 Millionen Tonnen belaufen, darunter 87 Millionen Tonnen Weizen", sagte Putin am Donnerstag auf einer Regierungssitzung und merkte an, dass "dies ein Rekord [der Weizenernte] in der gesamten Geschichte Russlands werden kann".
Zu Beginn von Beratungen mit Kollegen aus den anderen G7-Staaten in Weißenhäuser Strand an der Ostsee beklagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) am Donnerstag, dass derzeit 25 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen blockiert seien, insbesondere in Odessa. Das Getreide werde dringend in afrikanischen Ländern und im Nahen Osten gebraucht. Es braue sich eine Ernährungskrise zusammen, die durch den Klimawandel verschärft werde.
Das hat auch UN-Generalsekretär António Guterres jüngst beklagt. Die Sicherstellung der globalen Lebensmittelversorgung könne nur gelingen, wenn ukrainische Agrarerzeugnisse, russische Lebensmittel und Dünger trotz des Krieges in der Ukraine wieder zurück auf die Weltmärkte gelangen. Die angespannte Lage auf den Agrarmärkten steht auch im Zentrum eines Treffens der G7-Agrarminister am Freitag und Samstag in Stuttgart. Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) als Gastgeber sagte bereits am Wochenende, davon solle das Signal ausgehen, dass die Reihen für eine gesicherte Ernährung weltweit und für freien Handel geschlossen seien. Der G7-Gruppe gehören Deutschland, Kanada, Frankreich, Italien, Japan, die USA und Großbritannien an, erwartet wird diesmal aber auch der ukrainische Ressortchef.
Dem russischen Präsidenten zufolge wird der aktuelle Rekord "nicht nur die Deckung des Inlandsbedarfs mit einer Marge ermöglichen, sondern auch die Versorgung unserer Partner auf dem Weltmarkt steigern, was für die weltweiten Lebensmittelmärkte sehr wichtig ist." Putin fügte hinzu, dass eine Reihe von Ländern von einer Hungersnot bedroht seien, und wies darauf hin, dass die Schuld dafür allein bei den westlichen Eliten liege.
Die größte Getreideernte Russlands wurde 2017 mit 135,5 Millionen Tonnen verzeichnet, davon 86 Millionen Tonnen Weizen. Im Jahr 2020 lag die Zahl bei 133,5 Millionen Tonnen Getreide (davon 85,9 Millionen Tonnen Weizen). Im vergangenen Jahr lag die Ernte bei 121,4 Millionen Tonnen (davon 76 Millionen Tonnen Weizen). Es wird erwartet, dass Russland in den kommenden Jahren seine Führungsrolle auf dem Weltweizenmarkt behalten wird.
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