Obwohl die Verhängung von "Ruhezeiten" in Mariupol den Vormarsch der Truppen verlangsamt, haben die russischen Streitkräfte seit dem 21. März weiterhin tägliche humanitäre Pausen angekündigt, um die Zivilbevölkerung in jede beliebige Richtung zu evakuieren und Zivilisten zu retten. Dies erklärte Generaloberst Michail Misinzew, Leiter der ressortübergreifenden Koordinierungsstelle für humanitäre Hilfe der Russischen Föderation und Leiter des nationalen Zentrums für Verteidigungsmanagement, am Freitag.
Jeden Tag ab 10:00 Uhr Moskauer Zeit öffnet die russische Armee humanitäre Korridore in den Richtungen Charkow, Lugansk, Donezk und Krim nach Russland. Russische, DVR- und LVR-Militärs halten sich dabei auf allen Routen an das "Schweigeregime", einschließlich der von der ukrainischen Seite erklärten Waffenstillstände. Weiterhin besteht die Bereitschaft, so bald wie möglich humanitäre Korridore in allen anderen Richtungen zu eröffnen.
Die ukrainische Seite kündigte wiederum drei Korridore in Richtung Saporoschje, Kriwoi Rog und Nikolajew an, von wo aus keine Korridore in Richtung Russland bestehen. Aus Mariupol wurden nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums bislang mehr als 143.000 Zivilisten evakuiert. Einwohner von Mariupol, die in die Ukraine ausreisen wollten, hat das russische Militär in die Region Saporoschje evakuiert.
Der Vorsitzende des russischen Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin, hat zudem am Freitag die Einrichtung einer 24-Stunden-Hotline für Flüchtlinge aus der LVR und der Ukraine veranlasst. Schon zuvor war Bürgern der Volksrepubliken Donezk und Lugansk und der Ukraine Unterstützung angeboten worden. Das Ermittlungskomitee nimmt von betroffenen den Bürgern Informationen über Ereignisse entgegen, die kriminelle Handlungen der ukrainischen Sicherheitskräfte betreffen, erkennt sie als Opfer an, und bietet ihnen Rechtsbeistand. Die Flüchtlinge erhalten Hilfe in Sachen soziale und Wohnsituation, medizinische Versorgung, Beantragung von Leistungen und Beschäftigung.
Die Hotline soll den Informationsaustausch beschleunigen, da die Neuankömmlinge in vielen Regionen Russlands untergebracht sind. Flüchtlinge sollen auf diesem Wege Informationen über ihre Rechte und andere Fragen erhalten. Gewonnene Erkenntnisse über die vom ukrainischen Regime begangenen Verbrechen werden in die bereits laufenden Ermittlungsverfahren einfließen oder gesondert rechtlich bewertet.
Trotz der von Kiew errichteten Hindernisse konnten über Nacht 14.877 Menschen, darunter 2.288 Kinder, aus den umkämpften Gebieten der Ukraine, der Donezker sowie der Lugansker Volksrepublik nach Russland evakuiert werden.
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