Russland: Kremlkritische Zeitung Nowaja Gaseta stellt Arbeit vorübergehend ein

Die kremlkritische Zeitung Nowaja Gaseta hat am Montag die Entscheidung mitgeteilt, ihre Arbeit vorläufig einzustellen. Die Redaktion habe eine zweite Warnung der russischen Medienaufsichtsbehörde erhalten, hieß es als Begründung. Bei zwei Warnungen der Behörde könnte ein Lizenzentzug drohen.

"Wir haben noch eine Warnung von Roskomnadsor erhalten. Deshalb setzen wir die Herausgabe der Zeitung auf der Webseite, in den sozialen Netzwerken und auf Papier aus", hieß es in einer Stellungnahme. Die Arbeit werde bis zum Ende der militärischen Sonderoperation in der Ukraine eingestellt.

Chefredakteur Dmitri Muratow, der vergangenes Jahr den Friedensnobelpreis verliehen bekam, bedankte sich bei allen Lesern und äußerte seine Hoffnung, eines Tages wieder zurückzukehren. Wie es nun weitergehe und ob die Mitarbeiter entlassen werden, ist noch unklar.

Russlands Medienaufsichtsbehörde hatte Nowaja Gaseta am 22. März zum ersten Mal und heute zum zweiten Mal schriftlich gewarnt. Angeblich habe die Zeitung ein Medienunternehmen, das in Russland als ausländischer Agent eingestuft ist, nicht korrekt bezeichnet. Wie die Zeitung RBK berichtet, kann einem Medienunternehmen, das zwei Warnungen pro Jahr erhält, die Lizenz entzogen werden.

Ebenso am 22. März hatte Muratow angekündigt, seinen Nobelpreis zu versteigern, um das erhaltene Geld an ukrainische Flüchtlinge zu überweisen.

Mehr zum Thema - Wird die Ukraine zum strategischen Erfolg für Washington?