In einem langwierigen Prozess wegen eines riesigen Kokainfundes in einer Schule der Botschaft Russlands in Buenos Aires wurden vier Angeklagte eines Schmuggelrings von einem Geschworenengericht in Moskau schuldig gesprochen, teilte die Nachrichtenagentur Interfax am Montag unter Berufung auf ein Moskauer Bezirksgericht mit. Dem Netzwerk werden versuchter Schmuggel von Rauschmitteln sowie die Versuche der illegalen Herstellung und des Vertriebs oder Versands von Rauschmitteln in besonders großem Umfang vorgeworfen.
Die Geschworenen plädierten allerdings dafür, dass die Angeklagten "Nachsicht verdient" hätten, hieß es laut dem Urteil. Somit drohe ihnen keine lebenslange Haftstrafe mehr – was das Höchststrafmaß wäre, das eine Anklage wegen versuchten Drogenschmuggels vorsieht. Am Donnerstag soll das Bezirksgericht über das Urteil beraten.
Nach Angaben der Ermittler war im Dezember 2017 im Zuge eines internationalen Sondereinsatzes ein russischer Drogenhändlerring ausgehoben worden. Drei Angehörige des Netzwerks wurden in Moskau auf frischer Tat gefasst, als sie eine Drogenlieferung entgegennahmen. Diese war zuvor in der russischen Botschaft in Buenos Aires entdeckt und vollständig durch Mehlpakete ersetzt worden. Insgesamt wurden im Rahmen des Einsatzes mehr als 360 Kilogramm Kokain beschlagnahmt, der für den russischen oder europäischen Markt bestimmt gewesen sein könnte.
Der mutmaßliche Drahtzieher des Schmuggels, Andrei Kowaltschuk, wurde wegen ähnlicher Vorwürfe in Abwesenheit von Russland auf die internationale Fahndungsliste gesetzt. Im März 2018 wurde er in Berlin festgenommen, woraufhin er Ende Juli auf Antrag der russischen Generalstaatsanwaltschaft nach Moskau ausgeliefert und dort in Haft genommen wurde. Alle vier Angeklagten wiesen die erhobenen Vorwürfe zurück.
Kowaltschuks Verteidiger behaupteten, dass sich ihr Mandant als Opfer einer Provokation sehe, welche die argentinische Polizei mit der Unterstützung durch US-Geheimdienste organisiert habe, um die russische diplomatische Vertretung in Misskredit zu bringen. Der Geschäftsmann, der nach Medienberichten Verbindungen zu den russischen Sicherheitsdiensten gehabt haben soll, beharrte auch darauf, dass die in Buenos Aires seinerzeit gefundenen Koffer Kaffee, Alkohol, Geschenke und persönliche Gegenstände anstelle von Rauschgift enthalten hätten.
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