Der Browser Tor ermöglicht es Nutzern, anonym im Internet zu surfen und dadurch unerkannt auf verbotene Inhalte zuzugreifen. Am Mittwoch wurde er in weiten Teilen Russlands von der Medienaufsichtsbehörde Roskomnadzor blockiert. Tor bestätigte inzwischen die Sperre. Die Entwickler des Browsers teilten mit, dass Russland mit mehr als 300.000 Nutzern täglich der zweitgrößte Nutzer von Tor weltweit sei. Diese machten etwa 15 Prozent der Gesamtnutzerzahl aus.
Die russische Medienaufsichtsbehörde hatte Tor zuvor aufgefordert, einige "verbotene Informationen" zu löschen und mit einer Sperre gedroht. Der Zugang zur Webseite wurde eingeschränkt, nachdem das Projektteam an seine Nutzer appelliert hatte, mehr Brücken zu bauen, "damit die Russen online bleiben". Es veröffentlichte zudem eine Anleitung zur Umgehung der Sperrung. Die Plattform befindet sich seit dem Jahr 2018 in einem von Roskomnadzor geführten Register mit Webseiten, die "verbotene Informationen" enthalten.
Die Webseite Tjournal verweist auf IT-Experten, denen zufolge eine vollständige Sperrung landesweit unwahrscheinlich sei. Es sei jedoch denkbar, dass etwa 80 Prozent der russischen Nutzer künftig keinen Zugang mehr zu der Software haben werden. Das einzige Land, in dem der Anonymisierungsdienst vollständig blockiert ist, ist China.
Bereits Anfang Dezember 2021 gab es in Russland Berichte über eine drohende Sperrung des Browsers. Einige Mobilfunkanbieter hatten bereits damals aus unbekannten Gründen mit der Blockierung von Tor begonnen.
Tor (The Onion Router) ist eine kostenlose, quelloffene Software, die anonyme Internetkommunikation ermöglicht. Sie dient in erster Linie dazu, die IP-Adressen der Nutzer sowie deren Online-Präsenz zu verbergen. Tor wird auch verwendet, um regionale Sperren und Beschränkungen je nach Aufenthaltsort des Nutzers zu umgehen. Die Software steht unter anderem in der Kritik, illegale Online-Aktivitäten wie Drogenhandel zu ermöglichen.
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