Wladimir Putin hat am Donnerstag bei einer Plenarsitzung des Diskussionsklubs Waldai gesagt, es sei ungeheuerlich, wenn Kindern vorgegaukelt wird, dass ein Junge ganz einfach ein Mädchen werden kann und umgekehrt, wodurch ein Kind zu einer Entscheidung gezwungen wird, die sein Leben ruinieren könnte. Dies sei ein Verbrechen gegen die Menschheit – und zwar unter dem Deckmantel eines sogenannten Fortschritts, so Putin. Er fügte hinzu, dass niemand auch nur versuche, sich mit Kinderpsychologen darüber zu beraten, ob ein Kind überhaupt in der Lage sei, solche Entscheidungen zu treffen.
Außerdem äußerte er sich zu den Rechten von Frauen und Männern im Westen. Die Debatte sei in einer Reihe von europäischen Ländern zu einem völligen Hirngespinst geworden, sagte der russische Präsident und fuhr fort:
Jene, die es wagen zu sagen, dass es Männer und Frauen gibt, und dass dies eine biologische Tatsache ist, werden praktisch geächtet.
Putin erwähnte zudem die genderneutrale Sprache und Phänomene wie "Elternteil 1 und 2" anstelle von "Mama und Papa" sowie "menschliche Milch" anstatt "Muttermilch". Diese Begriffe seien eingeführt worden, damit "Menschen, die sich ihres eigenen Geschlechts nicht sicher sind, sich nicht aufregen".
"Und das ist nicht neu", erklärte der russische Präsident. "In den 1920er-Jahren erfanden sowjetische Kulturträger einen sogenannten Neusprech und glaubten, auf diese Weise ein neues Bewusstsein zu schaffen und die Werte der Menschen neu zu definieren."
Im Jahr 2019 betonte Putin, dass Russland "eine sehr entspannte Haltung gegenüber der LGBT-Gemeinschaft" beibehält und sagte: "Wir sind nicht voreingenommen gegen sie." Er fügte jedoch hinzu: "Geben wir den Kindern die Möglichkeit, erwachsen zu werden, und danach zu entscheiden, wer sie sein wollen. Lassen Sie sie in Ruhe."
Russland hatte im Jahr 2013 ein Gesetz erlassen, das Kinder vor Informationen schützen soll, welche die Ablehnung traditioneller Familienwerte fördern. Es verbietet "Propaganda für nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen unter Minderjährigen". Internationale Menschenrechtsgruppen kritisierten das Gesetz. Putin hatte damals betont, die Maßnahmen seien wichtig für den Schutz von Kindern. Ihm selbst sei die sexuelle Orientierung einer Person egal, er habe keine Vorurteile.
Mehr zum Thema - Putins Rede beim diesjährigen Waldai-Forum im Überblick