Auch in diesem Jahr hat der russische Präsident Wladimir Putin beim alljährlich stattfindenden Waldai-Forum gesprochen. Er begann seine Rede mit den Worten, dass die Menschheit aktuell in einer Zeit des Wandels lebe. In dieser Zeit "müssen wir den Gefahren entgegenstehen, aber wir dürfen in Krisenzeiten auch keine Chancen verpassen", so Putin. Die Klimakrise bezeichnete er als eine der größten Herausforderungen:
"Der Klimawandel und die Umweltzerstörung sind so offensichtlich, dass selbst die sorglosesten Philister nicht in der Lage sind, diese zu ignorieren."
Außerdem wies der russische Präsident auf die pandemische Lage hin. Putin sagte, die weltweiten Verluste durch die Coronapandemie hätten die militärischen Verluste der Hauptakteure des Ersten Weltkriegs überstiegen. Putin rief alle Länder dazu auf, unangebrachten Ehrgeiz beiseitezulassen und bei der Bekämpfung der Pandemie zusammenzuarbeiten.
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Putin erklärte, dass das bestehende Modell des Kapitalismus überholt sei. Die unterschiedliche Verteilung des Reichtums führe zu wachsenden Ungleichheiten, vor allem zu Chancenungleichheiten. Was heute auf den Energiemärkten geschehe, sei Ausdruck eines nicht funktionierenden Kapitalismus. Der russische Präsident sagte:
"Das erste Rohr von Nord Stream 2 ist voll mit Gas, und wenn die deutsche Regulierungsbehörde morgen die Genehmigung für die Lieferung erteilt, wird übermorgen die Lieferung von 17,5 Milliarden Kubikmetern beginnen."
Auf das Thema der modernen Werte in den westlichen Ländern ein ging Putin ebenfalls ein. Russland mische sich nicht in die Angelegenheiten des Westens ein, sagte er. Der russische Präsident betonte jedoch, dass die Debatte über die Rechte von Männern und Frauen in einer Reihe von westlichen Ländern zu einem Unsinn geworden sei:
"Der Kampf um die Gleichberechtigung wird dogmatisch, fast absurd. Hollywood gibt Memos heraus, wie man Filme machen soll, welcher Rasse die Charaktere angehören sollen."
Es sei ungeheuerlich, dass Kindern im Westen eingeredet werde, dass ein Junge ein Mädchen werden könne. In dieser Hinsicht habe die Bedeutung eines vernünftigen Konservatismus als Grundlage der Politik um ein Vielfaches zugenommen.
Der russische Staatschef sprach auch die Probleme der internationalen Institutionen an. Eine Reform oder Abschaffung einiger dieser Institutionen stehe auf der Tagesordnung, sagte er. Dennoch betonte Putin:
"Die wichtigste internationale Institution – die Vereinten Nationen – bleibt von unerschütterlichem Wert für alle."
Auch hob er die Situation in Afghanistan hervor. Nach Ansicht des russischen Staatschefs sei es notwendig, das Land bei der Wiederherstellung seiner Wirtschaft zu unterstützen. Russland sei an der Überwindung des Bürgerkriegs in Afghanistan und den Entwicklungschancen des Landes interessiert, so Putin.
Zudem bedankte sich Putin bei der EU für die gegen Russland verhängten Sanktionen. Sowohl die Gegenmaßnahmen als auch die Importsubstitution hätten sich positiv auf Russland ausgewirkt.
In Bezug auf die Beziehungen zu Deutschland wurde Wladimir Putin nach der Möglichkeit gefragt, den Petersburger Dialog gemeinsam mit dem neuen deutschen Bundeskanzler wiederzubeleben. Der russische Präsident wies darauf hin, dass dies nicht allein von Russland abhänge. Er stellte aber klar, dass Moskau dem positiv gegenüberstehe.
Die 18. Jahrestagung des Diskussionsklubs Waldai unter dem Motto "Globaler Umbruch im 21. Jahrhundert: Das Individuum, Werte und der Staat" fand vom 18. bis 21. Oktober 2021 in Sotschi statt, dem traditionellen Austragungsort dieser Jahrestagungen.
Der Waldai-Klub ist die Bezeichnung für ein seit dem Jahr 2004 alljährlich in Russland stattfindendes Treffen von Journalisten, Politikern, Experten und Wissenschaftlern sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus dem In- und Ausland.
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