Der russische Virologe Alexander Lukaschew sagte in einem Interview, dass die Bevölkerung wie im Fall von Verbrauchsteuern auf Alkohol oder Tabak schon längst für schlechte Gewohnheiten zahlt. Ihm zufolge sei dies ganz normal, denn diese Gewohnheiten "belasten das Gesundheitssystem erheblich". Daher sollten auch Impfverweigerer dauerhaft mit Kosten rechnen. Eine solche Maßnahme würde das Gesundheitssystem des Landes finanziell entlasten. Der Virologe erklärte, dass jede schwere Erkrankung einschließlich einer Corona-Infektion eine große Einbuße für das Medizinsystem sei. Die Behandlung eines Corona-Patienten in einem Krankenhaus koste etwa 200.000 Rubel (rund 2.400 Euro). Deswegen hält Lukaschew finanzielle Konsequenzen für sinnvoll:
In einer solchen Situation halte ich es für durchaus vernünftig, einige finanzielle Maßnahmen zu ergreifen, um die Durchimpfungsrate zu erhöhen.
Ihm zufolge sind 5.000 Rubel (umgerechnet rund 60 Euro) pro Monat ein angemessener Betrag – vor allem für Risikopatienten.
Kremlsprecher Dmitri Peskow erwiderte noch am selben Tag, dass er solche Maßnahmen für irreal hält. Es sei notwendig, die Pandemie mit allen verfügbaren Methoden zu bekämpfen, unter anderem müsse man mehr Aufklärungsarbeit leisten. Der Impfstand in Russland sei nach wie vor niedrig, was auch die hohe Sterblichkeitsrate erkläre, so Peskow.
Russlands Gesundheitsminister Michail Muraschko hatte zuvor betont, dass die Impfung nach wie vor den zuverlässigsten Schutz vor COVID-19 bietet. Der Prozentsatz der Geimpften betrage unter den Schwerkranken weniger als 0,03 Prozent, die Mehrheit der Patienten in Krankenhäusern in Russland sei ungeimpft.
Am Montag wurden in Russland erstmals seit Jahresbeginn 29.409 Neuinfektionen verzeichnet. Der offiziellen Statistik zufolge starben 957 Menschen innerhalb eines Tages mit dem Virus.
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