Russische Behörden ermitteln wegen schockierender Foltervideos aus Gefängnissen

Die russische Strafvollzugsbehörde will eine Ermittlung durchführen, nachdem Menschenrechtler mehrere Videos veröffentlicht haben, die Vergewaltigungen von Häftlingen in russischen Gefängnissen zeigen sollen. Demnach handelt es sich um ein Archiv mit 1.000 Dateien.

Nach der Veröffentlichung von drei Videos, die Vergewaltigungen von männlichen Insassen in einem Gefängniskrankenhaus im Gebiet Saratow zeigen sollen, will die russische Strafvollzugsbehörde FSIN eine Untersuchung durchführen, um die Echtheit der Aufnahmen und die Umstände vor Ort zu prüfen. Auch die Generalstaatsanwaltschaft will eine Ermittlung einleiten. Die Sache steht nun unter einer besonderen Kontrolle der russischen Behörden. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow fordert eine gründliche Untersuchung, warnt aber vor voreiligen Schlüssen.   

Das Menschenrechtsprojekt Gulagu.net will an ein 40 Gigabyte großes Archiv des russischen Strafvollzugs gekommen sein. Unter den 1.000 Dateien darin finden sich auch Videoaufnahmen, die Folter und Vergewaltigungen von Häftlingen in russischen Gefängnissen zeigen sollen. Den Menschenrechtlern zufolge stammen die Videos aus Strafanstalten im Gebiet Saratow. Einige der Aufnahmen datieren aus dem Jahr 2020.

Der Projektgründer Wladimir Ossetschkin behauptet, es gebe insgesamt 24 Videos mit Folterszenen, die mit Camcordern von Strafvollzugsbeamten aufgezeichnet worden seien. Bei den Folterern handele es sich um Häftlinge, die andere Gefängnisinsassen zur Kooperation mit dem Strafvollzug und dem Geheimdienst FSB zwingen sollen. Es komme außerdem vor, dass Häftlinge in Russland im Auftrag von Dritten gefoltert würden, wobei diese dafür ein Entgelt zahlten.

Gulagu.net will die Dateien von einem IT-Experten zugespielt bekommen haben. Der Mann habe fünf Jahre lang in einem Gefängnis eingesessen und gearbeitet. Dabei habe er Zugriff auf die Rechner des Strafvollzugs im Gebiet Saratow gehabt. Während seiner Haft sei der Programmierer selbst gefoltert worden. Nun befinde er sich im Ausland. Die Menschenrechtler wollen die Enthüllungen stufenweise veröffentlichen.

Die Organisation engagiert sich seit 2011 für die Rechte der Häftlinge in Russland. Im Mai 2021 hat das Menschenrechtsprojekt jedoch seine Arbeit im Land eingestellt. Seit Ende Juli ist die Webseite der Menschenrechtler auf Drängen der russischen Behörden von Russland aus nicht mehr zugänglich. Der Projektgründer Ossetschkin lebt derzeit in Frankreich. In seiner Heimat wird gegen ihn wegen Betrugs ermittelt. Ein Gericht in Moskau hat einen Haftbefehl gegen den Aktivisten ausgestellt.

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