Die sogenannte Delta-Variante des Coronavirus ist erstmals im Herbst 2020 in Indien nachgewiesen worden. Der wissenschaftliche Name des Mutanten lautet B.1.617.2. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft den Stamm seit diesem Mai als "besorgniserregend" ein. Momentan ist bekannt, dass die Delta-Variante sechsmal so ansteckend wie das herkömmliche Coronavirus aus Wuhan sein soll.
Sie ist auch ansteckender als die berüchtigten Mutanten aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien. Nach einer rekordmäßigen Ansteckungswelle in Indien im Frühling 2021 ist die Delta-Variante laut der Wissenschaftsinitiative GISAID derzeit besonders stark in Großbritannien, den USA, Deutschland, Singapur, Kanada und Russland verbreitet.
Andere Symptome
Mit der Delta-Variante infizierte Menschen weisen etwas andere Symptome auf. So beschweren sich Patienten in Großbritannien, wo der Mutant nun dominierend ist, am häufigsten über Kopf- und Halsschmerzen, Fieber und Schnupfen. Die klassischen COVID-19-Symptome wie Geruchssinnverlust und trockener Husten kommen viel seltener vor. Somit ist die Krankheit mit einer gewöhnlichen Erkältung leicht zu verwechseln.
Der Föderale Dienst für die Aufsicht im Bereich Verbraucherschutz und Schutz des menschlichen Wohlergehens (Rospotrebnadsor) teilte mit, dass sich Patienten mit der Delta-Variante über Bauch- und Gelenkschmerzen, Brechreiz, Appetitverlust und Gehörprobleme beschweren. Außerdem weisen russische Ärzte darauf hin, dass die Inkubationszeit des Mutanten aus Indien halb so lang ist. Während die Symptome bei dem herkömmlichen Stamm am siebenten oder neunten Tag zum Vorschein kommen, entfaltet sich die Krankheit bei der Delta-Variante bereits am vierten oder fünften Tag nach der Ansteckung. Der ehemalige Berater des Weißen Hauses bei der COVID-19-Bekämfpung, Andy Slavitt, hat in einem Interview für den US-Fernsehsender CNN gesagt:
"Die Delta-Variante ist viel ansteckender. Dieser Stamm ist wie COVID-19 auf Steroiden. Sie können weniger Zeit unter Menschen verbringen und trotzdem ihm ausgesetzt werden."
Indischen Ärzten zufolge führt die Delta-Variante zu schlimmeren Komplikationen, darunter Thrombosen. Dieser Stamm soll auch das Risiko, in ein Krankenhaus eingeliefert zu werden, auf das 2,6-fache erhöhen. Die Lage in Indien selbst hat sich in den vergangenen Wochen allerdings deutlich entspannt.
Schutz mit Impfstoffen
Bislang gibt es keine Belege dafür, dass die zuvor entwickelten Corona-Impfstoffe gegen die Delta-Variante unwirksam seien. Anfang April hat einer der Entwickler des russischen Präparats Sputnik V, Alexander Ginzburg, bekannt gegeben, dass das im Gamaleja-Institut entwickelte Vakzin genug Antikörper gegen den Mutanten aus Indien schaffe. Auch der BioNTech-Chef Uğur Şahin ist sich der Wirksamkeit seines Impfstoffs sicher. Seit Ende Mai untersucht das russische Staatliche Zentrum für Virologie und Biotechnologie "Vektor" die Delta-Variante gezielt. Die Studie soll in den kommenden drei Monaten vorliegen.
Schon seit längerem werden Einschränkungen in der Corona-Krise mit den Gefahren begründet, die von immer neuen Mutationen des Virus angeblich ausgehen.
Corona-Statistiken in Russland
Am Sonntag wurden in Russland 17.611 neue SARS-CoV-2-Fälle gemeldet. In den vergangenen Stunden starben landesweit 450 testpositive Patienten. Somit stieg die Gesamtzahl der Toten mit oder an der Krankheit COVID-19 auf 129.361. Allein in der Hauptstadt Moskau wurden in den vergangenen 24 Stunden 8.305 neue Corona-Fälle registriert. 81 testpositive Patienten starben.
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