Er bewundere die Geduld der Politik, keinen neuen Lockdown zu verhängen, so der russische Sicherheits- und Wirtschaftsexperte Wladislaw Below in einem Gespräch mit RT DE. Obwohl die Zahlen alarmierend seien, täten viele Bewohner Moskaus noch so, als gehe sie die Corona-Krise nichts an.
"Die meisten Moskauer und Moskauerinnen nehmen nicht wahr, wie gefährlich die Situation ist", so Below.
Er und seine Frau seien schon seit März geimpft, nicht nur aus Gründen der eigenen Sicherheit, sondern auch aus einem Verantwortungsbewusstsein für die anderen. Es brauche eine kritische Masse an Geimpften, um die Corona-Krise zu stoppen. Doch dieses Verantwortungsbewusstsein vermisst Below bei vielen anderen Moskauern. Zur Situation in den öffentlichen Nahverkehrsmitteln in Moskau sagt er:
"Nach den Kontrollpunkten sind die Masken weg. In den Waggons der U-Bahn sind die Masken weg. Und das ist ein Problem."
Jetzt habe man in Moskau die Rekordmarke seit Beginn der Corona-Krise erreicht. Er habe mit Menschen gesprochen, die sich nicht impfen lassen wollen, und jeder habe zwar seine Gründe, doch die Situation sei kritisch. Noch habe die Politik keine größeren neuen Maßnahmen eingeführt. Die Verpflichtung für bestimmte Arbeitgeber in Moskau, mindestens 60 Prozent der Mitarbeiter gegen das Coronavirus impfen zu lassen, sieht Below kritisch. Eigentlich seien die Mitarbeiter gegen Zwangsmaßnahmen rechtlich geschützt, es bleibe abzuwarten, wie die Verpflichtung intern in den Unternehmen durchgesetzt werde.
Er selbst spreche immer wieder Menschen an, die keine Masken tragen, und werde deswegen auch schon mal als "Idiot" bezeichnet, dabei vertrete er nur die Interessen der Gesamtgesellschaft, so Below. Er sehe die Haltung der Russen und ihre Mentalität in der Krise als sehr problematisch an.
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