Yang Jiechi, der Direktor der Zentralen Kommission für Auswärtige Angelegenheiten Chinas und ein Spezialist für US-amerikanische Angelegenheiten, reist zu mehrtägigen Gesprächen nach Russland. Dies teilten chinesische Beamte am Sonntag mit. Von Moskau aus wird er nach Kroatien und Slowenien weiterreisen, bevor er nach China zurückkehrt. Die South China Morning Post beschreibt Yang als "Präsident Xi Jinpings vertrautesten außenpolitischen Berater".
Der Besuch wurde von vielen westlichen Analysten als Zeichen einer sich vertiefenden Partnerschaft zwischen China, der bevölkerungsreichsten Nation der Welt und Russland, dem flächengrößten Staat, interpretiert.
In einem Telefonat mit Xi vergangene Woche lobte Putin die laufende Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern im Bereich der Kernenergie. Russische Experten hatten Reaktoren für zwei Atomkraftwerke entworfen, die nun in China gebaut werden. Die Präsidenten beider Länder nahmen an der Zeremonie zum Baustart per Videokonferenz teil. Putin stellte fest, dass die Initiative "ein gemeinsames Vorzeigeprojekt in Gang" setze. Er fügte hinzu:
"Wir können sagen, dass die russisch-chinesischen Beziehungen das höchste Niveau in der Geschichte erreicht haben."
Im März erklärte der chinesische Außenminister Wang Yi, dass die beiden Nationen "immer die Säulen des Friedens und der Stabilität in der Welt gewesen" seien. Die Geschichte zeige, dass "je instabiler und turbulenter die Welt ist, desto entscheidender wird die Zusammenarbeit zwischen China und Russland sein", so der Diplomat.
Anfang dieses Monats zeigten offizielle Daten, dass der grenzüberschreitende Handel zwischen den beiden Ländern sprunghaft angestiegen ist, und zwar um 19,8 Prozent im Vergleich zum Dreimonatszeitraum des Vorjahres zu Beginn der COVID-19-Krise. Der Handel erreichte ein Gesamtvolumen on 40,207 Milliarden US-Dollar für das Quartal.
Mehr als die Hälfte der Chinesen gaben Ende vergangenen Jahres in einer Umfrage an, dass sie Moskau für den wichtigsten Verbündeten Pekings halten. Im Gegensatz dazu sank die Zahl der Befragten, die angaben, dass die Beziehungen zu den USA den größten Einfluss auf ihr Land haben, auf 47,5 Prozent, verglichen mit 82,1 Prozent im Jahr zuvor.
Bei einem Treffen der G7-Staaten Anfang Mai in London haben Vertreter westlicher Nationen, darunter die USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Japan "bösartige Aktivitäten" Russlands angeprangert und China für seine "zwanghafte Wirtschaftspolitik" kritisiert. Vergangene Woche wies der russische Botschafter in London darauf hin, dass die exklusive Gruppe ein gefährliches Spiel spiele, indem sie die beiden Länder mit unbegründeten Anschuldigungen näher zusammenbringe.
Während jedoch einige westliche Kommentatoren die Aussicht auf eine "unheilige Allianz zwischen Russland und China" hochspielten, warnten andere Analysten davor, dass trotz der warmen Worte die Kooperation und Zusammenarbeit begrenzter ist als bei westlichen Blöcken wie der NATO, insbesondere im Bereich der Verteidigung. Es bleibt abzuwarten, ob Yangs Besuch in Moskau diese Woche ein Versuch ist, dies zu ändern.
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