US-Softwareunternehmen Zoom will russische Staatsunternehmen und Behörden nicht mehr bedienen

Zoom wird keinen Zugang zum Online-Konferenzdienst an russische Regierungsbehörden und staatliche Unternehmen mehr verkaufen. Den Grund dafür sehen Experten in der Androhung von US-Sanktionen. Vonseiten Russlands heißt es derweil, russische Unternehmen seien in der Lage, Zoom zu ersetzen.

Das US-amerikanische Softwareunterunternehmen Zoom Video Communications hat seinen Vertriebshändlern verboten, den Zugang zum Online-Konferenzdienst an Regierungsbehörden und staatliche Unternehmen in Russland und der GUS zu verkaufen. Laut Experten folgt Zoom dem Beispiel von Microsoft, das sich weigerte, Software an die Moskauer Staatliche Technische Universität wegen des Risikos von US-Sanktionen zu liefern.

Unter dieser Entscheidung können vor allem russische Schulen und Universitäten leiden. Sergei Krawzow, der Leiter des russischen Bildungsministeriums, sagte jedoch, die Einschränkung des Zugangs zu Zoom werde die Arbeit der Bildungseinrichtungen nicht beeinträchtigen. Ihm zufolge werde als Alternative das neue russische Videokonferenzsystem "Sphärum" in Betracht gezogen. Krawzow teilte mit:

"Wir haben unser inländisches System 'Sphärum', das wir kürzlich vorgestellt haben. Dies ist unser inländisches Videokonferenzsystem, sodass wir für jede Situation gerüstet sind. Und natürlich werden wir uns mehr auf unsere Software konzentrieren."

Der Pressedienst des russischen Bildungsministeriums erklärte, dass Schulen verschiedene Videodienste im Unterricht nutzen können, es bestehe keine Abhängigkeit von einer Software. Ein Sprecher des Ministeriums sagte:

"Heutzutage ermöglichen die digitalen Fähigkeiten von Schulen die Nutzung verschiedener Dienste und Softwarelösungen. Das Bildungssystem ist nicht von einer Software abhängig und wird durch die Vielzahl von Anwendungen gut geschützt."

Dmitri Peskow, der Pressesprecher des russischen Präsidenten, sagte wiederum, Wladimir Putin habe die Zoom-Videoanrufanwendung nur für internationale Kontakte verwendet. Gleichzeitig stellte er fest, dass diese Anwendung Alternativen biete:

"Einige internationale Kontakte wurden per Zoom organisiert. Der Präsident selbst verwendet bei zahlreichen Videokonferenzen kein Zoom, und wir verwenden es auch nicht in Arbeitsplänen. Es gibt geschlossene Kanäle."

"Wir müssen auf Alternativen umsteigen, sie existieren. Unsere Betreiber müssen noch gute Arbeit leisten, um ihre Dienste fertigzustellen, sie sind in der Lage, das Fehlen eines beliebten Dienstes (wie Zoom, Anm.) auszugleichen."

Anfang Dezember 2020 wurde bekannt, dass Microsoft sich weigerte, die Software an die Moskauer Staatliche Technische Universität zu verkaufen. Dies geschah, weil die Universität unter US-Sanktionen für die Ausbildung von Waffenspezialisten fällt.

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