Alexander Ginzburg, Direktor des Gamaleja-Zentrums, der Entwicklungseinrichtung von Sputnik V, hat in einem Interview mitgeteilt, die EU "hat es nicht eilig", den russischen Impfstoff zuzulassen. Dies liege daran, dass sie dessen "starken Eigenschaften fürchten, dank derer dieser möglicherweise die Produkte übertrifft, die die europäische Bürokratie zu Hause fördert".
Seit März überprüft die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Impfstoff. Während fast 60 Länder das Vakzin bereits genehmigten, warten die EU-Staaten auf das Urteil der Behörde. Trotzdem unterzeichneten bereits viele Staaten Verträge zur Verwendung oder Herstellung des russischen Impfstoffes.
Ende letzten Monats erklärte der EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton gegenüber einem französischen Fernsehsender, dass Europa "Sputnik V absolut nicht braucht." Diese Aussage wurde mit Überraschung aufgenommen, da einige Staats- und Regierungschefs Bedenken hinsichtlich der schleppenden Beschaffung des Vakzins durch die EU geäußert hatten. Bretons Worte lösten Ärger bei russischen Politikern aus, die darauf hinwiesen, dass die EU derzeit mit dem Vereinigten Königreich wegen Bestellungen des AstraZeneca-Impfstoffes in Konflikt gerät, um so viele Impfstofflieferungen wie möglich zu sichern.
Am Sonntag machte der russische Aufklärungsdienst SWR darauf aufmerksam, dass einige EU-Beamte mehrmals versuchten, den russischen Impfstoff zu diskreditieren. Als Beispiel verwies der Dienst auf Bretons Aussage "über die Ablehnung des russischen Coronavirus-Impfstoffes sogar angesichts der wachsenden Bedrohung des Lebens von Hunderttausenden von EU-Bürgern".
Am Wochenende wiederholte die russische Vize-Ministerpräsidentin für Bildung, Gesundheit und Sozialpolitik Tatjana Golikowa ihren Aufruf an die Bürger, sich für die Impfung anzumelden. Sie behauptete, dass "die Zahl der Menschen, die geimpft werden möchten, in den letzten Wochen drastisch zunahm". Jedoch gestand Golikowa, dass in einigen Regionen des Landes, insbesondere in den Republiken des Nordkaukasus, die Impfkampagne zu langsam gehe. Unterdessen erhielten fast sieben Millionen Menschen mindestens eine Dosis, was Russlands Impfkampagne zu der erfolgreichsten in Europa zählt. Pro Kopf liegt es jedoch immer noch weit hinter Ländern wie den USA, Großbritannien und Israel zurück.
Kirill Dmitriew, der Leiter des russischen Direktinvestitionsfonds (RDIF), der die Entwicklung des Impfstoffes finanziert hatte, erklärte, dass alle "willigen Russen" bis Juni geimpft werden können. Dies kann jedoch nicht das Ende der Impfkampagne sein. Letzte Woche teilte Ginzburg mit, dass sein Team an den effektivsten Technologien arbeite, um Sputnik V schnell an alle künftigen Stämme anzupassen.
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