Die sogenannte Nordostpassage, eine Schifffahrtsroute mit einer Länge von 3.500 Meilen, erstreckt sich fast über die gesamte Küstenlänge Russlands. Sie hat sich in den vergangenen Jahren zu einem kommerziell profitablen Weg für Schiffe entwickelt, da die schmelzenden Eiskappen der Arktis Platz für die Durchfahrt großer Schiffe machen. Außerdem ist der Weg auf dem Transit von Ostasien nach Europa deutlich kürzer als die traditionelle Route durch den Suezkanal.
Im Jahr 2017 fuhr zum ersten Mal ein kommerzieller Flüssigerdgas-Tanker durch die Nordostpassage, ohne dass ein spezieller Eisbrecher eingesetzt werden musste.
Am Mittwoch erklärte der stellvertretende russische Premierminister Juri Trutnew, dass der Staat dabei helfen könnte, die Kosten für den Transport durch die Nördliche Seeroute zu senken, da das Land vom sinkenden Vertrauen in den ägyptischen Suezkanal nach der sechstägigen Blockade durch die Ever Given profitieren möchte. Die riesige Ever Given lief auf Grund und blockierte die Zufahrt für weitere Schiffe, was zu einem Stau von mehreren Hundert Containerschiffen führte. Trutnew erklärte:
"Ich denke, die ganze Welt hatte das Gefühl, dass es gut wäre, eine Backup-Option zu haben. Und es gibt nur eine Option: die Nördliche Seeroute."
Der Suezkanal gewinnt in Bezug auf die Menge der transportierten Fracht und der Transportzeiten zunehmend an Bedeutung, so der Politiker. Derzeit ist der Transport durch die Route im Norden Russlands 30 Prozent teurer als durch den Suezkanal. Der Vize-Premierminister stellte fest:
"Wir müssen den Gütertransport über den Nördlichen Seeweg billiger machen. Wenn dies ein separates Regierungsprogramm und eine separate Unterstützung erfordert, sollte es gemacht werden."
Vergangenes Jahr erklärte Trutnew, Russland werde seine Eisbrecherflotte weiter ausbauen, um die Route ganzjährig passierbar zu halten. Er äußerte zudem Interesse an ausländischen Investitionen in Häfen entlang der arktischen Küste und wies darauf hin, dass die gesamte russische Arktisregion zu einer Sonderwirtschaftszone mit Steueranreizen gemacht werden soll.
In einem Gespräch mit der Zeitung Nesawissimaja Gaseta erklärte der Seeverkehrsexperte Alexander Bujanow, dass der Zwischenfall mit der Ever Given der Welt gezeigt habe, dass man alternative Routen schaffen müsse. Er hob hervor:
"Im Moment bleibt der Nördliche Seeweg schwierig und unberechenbar für Frachteigentümer und Flottenbetreiber."
"Es scheint mir, dass russische Unternehmen die Initiative ergreifen und der ganzen Welt zeigen sollten, wie bequem es ist, die Route ganzjährig zu nutzen."
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