"Ich habe den Hungerstreik erklärt mit der Forderung, das Gesetz einzuhalten und den eingeladenen Arzt zu mir zu lassen", heißt es in einer bei Instagram veröffentlichten Erklärung an den Leiter der Haftanstalt. Nawalny habe täglich um medizinische Behandlung und Medikamente gebeten – vergebens. "Meine Anfragen sind bescheiden und offensichtlich, und das Recht auf medizinische Hilfe und Untersuchung durch einen eingeladenen Facharzt ist im Gesetz schwarz auf weiß verankert. Aus irgendeinem Grund gilt das Gesetz aber nicht für mich", schreibt der 44-Jährige weiter.
Nawalny leidet nach eigener Darstellung an schweren Rückenschmerzen, die in sein rechtes Bein ausstrahlen und zu Lähmungserscheinungen führen. Auch im linken Bein habe er bereits stellenweise das Gefühl verloren, erklärte er am Mittwoch auf Instagram. Der Hungerstreik sei nun das einzige Mittel des Kampfes.
Ärzte und Anwälte fürchten, dass er das Bein verlieren könnte. Die Gewerkschaft Allianz der Ärzte hatte einen offenen Brief an den Strafvollzug geschrieben mit dem Appell, Nawalny rasch medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Der Strafvollzug sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, Nawalny werde gefoltert – durch die Verweigerung einer Behandlung und zusätzlich durch Schlafentzug.
Die Haftanstalt wies die Vorwürfe zurück. Der Verurteilte erhalte die notwendige medizinische Hilfe, heißt es auf der Webseite der Behörde. Auf seine Beschwerden über die Kontrolle seiner Haftbedingungen antwortete die Behörde, dass sie sich nicht von den Maßnahmen für andere Gefangene unterschieden.
Ein russisches Gericht hatte Nawalny im Februar zur Haft im Straflager verurteilt. Er soll gegen die Meldeauflagen bei russischen Behörden in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben. Die EU und die USA kritisieren das Vorgehen als politisch motiviert. Sie fordern Nawalnys Freilassung und haben gegen Russland Sanktionen verhängt.
Mehr zum Thema - Medienbericht: Nawalnys Ehefrau Julia reist wieder nach Deutschland