In einer Erklärung zur Einbestellung des russischen Gesandten aus Washington Anatoli Antonow am Mittwochabend sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa, dass der Botschafter in Moskau für "Konsultationen benötigt wird, um zu analysieren, was zu tun ist und wohin man im Zusammenhang mit den Beziehungen zu den USA gehen soll". Vertreter des Außenministeriums und weiterer relevanter Behörden würden an den Gesprächen mit Antonow über die künftigen Beziehungen zu Washington teilnehmen, hieß es.
Nachdem die Regierung unter US-Präsident Joe Biden seit fast zwei Monaten an der Macht sei, sei dies ein guter Zeitpunkt, um zu analysieren, "worin diese erfolgreich ist und woran sie scheitert", erklärte Sacharowa. Sie hob hervor:
"Für uns ist es wichtig, mögliche Wege zur Begradigung der russisch-US-amerikanischen Beziehungen zu bestimmen, die in einem kritischen Zustand sind, nachdem sie in den vergangenen Jahren von Washington effektiv in eine Sackgasse geführt wurden."
Moskau ist "daran interessiert, eine irreversible Verschlechterung" der Beziehungen zu Washington zu vermeiden, so die Pressesprecherin. Sie äußerte außerdem die Hoffnung, dass Bidens Mitarbeiter die Risiken der aktuellen Situation verstehen.
Die Nachricht von der Abberufung des Botschafters erfolgte einige Stunden nachdem das US-Handelsministerium am Mittwoch die Ausweitung der US-Sanktionen gegen Exporte nach Russland bekannt gegeben hatte. Die neuen Beschränkungen wurden wegen Moskaus angeblicher Verwicklung in den vermeintlichen Giftanschlag auf den Politblogger Alexei Nawalny verhängt – eine Anschuldigung, die Vertreter des Kreml wiederholt bestreiten.
Der stellvertretende russische Außenminister Sergei Rjabkow verkündete, dass Moskau den neuen Sanktionen gelassen gegenübersteht, da solche Maßnahmen bereits viele Male zuvor ergriffen wurden. Er wies jedoch darauf hin, dass solche Schritte Washingtons die Chancen auf eine "Normalisierung der Beziehungen" zwischen den beiden Staaten schmälern.
Ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte ABC News ein am Vortag geführtes Interview mit Joe Biden, in dem der US-Präsident die Frage, ob er seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin für einen Mörder halte, mit "ja" beantwortete. Biden erklärte zudem, dass Moskau für seine angebliche Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr werde "zahlen" müssen.
In einem Anfang dieser Woche freigegebenen gemeinsamen Bericht der US-Geheimdienste wird behauptet, Putin habe Operationen zur Beeinflussung der US-Wahlen 2020 autorisiert, mit dem Ziel, "den Präsidentschaftskandidaten Biden und die Demokratische Partei zu verunglimpfen, den ehemaligen US-Präsidenten Trump zu unterstützen, das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Wahlprozess zu untergraben und die gesellschaftspolitische Spaltung in den USA weiter voranzutreiben".
Der Pressesprecher des Kreml Dmitri Peskow bezeichnete den Bericht als falsch und erklärte, Moskau habe mit der US-Wahl nichts zu tun und niemals versucht, einen der Kandidaten zu schädigen.
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