Durch den Klimawandel und die globale Erwärmung schmelzen weltweit die Permafrostböden. Archäologen und Paläontologen bietet das große Möglichkeiten – im Permafrost gefrorene Tiere der vergangenen Jahrtausende werden aufgetaut. In Russland entdeckten Forscher nun ein vollständig erhaltenes Wollnashorn, das vor über 20.000 Jahren gestorben war.
Der Leichnam wurde in Jakutien gefunden – einer nordöstlichen Republik der Russischen Föderation, die bekannt ist für ihre extrem niedrigen Temperaturen. In diesenmDezember sank das Thermometer auf unter 40 Grad Celsius. Die gesamte Region ist komplett vereist. Nach Angaben von Waleri Plotnikow, einem führenden Mammut-Forscher der lokalen Akademie der Wissenschaften, ist das Wollnashorn besser erhalten als alle zuvor gefundenen Exemplare.
Wollnashörner waren während des Pleistozäns in ganz Europa und dem nördlichen Asien verbreitet. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie um etwa 8.000 v. Chr. ausgestorben sind – nach dem Ende der letzten Eiszeit.
Plotnikow sagte dem lokalen Nachrichtensender Yakutia 24:
"Das Wollnashorn wurde im August stromabwärts am Fluss Tirechtjach gefunden. Der Kadaver kam durch ein Aufbrechen des Flussufers aus dem Erdboden, ausgelöst durch auftauenden Permafrost."
Der Wissenschaftler hob hervor, wie gut der Permafrost die Extremitäten, das Horn und die inneren Organe des Tieres erhalten habe:
"An dem Rückseite des Kadavers befindet sich ein weiches Gewebe – wahrscheinlich die Genitalien und ein Teil der Gedärme. Das bedeutet, dass wir auch die Exkremente untersuchen können. Daraus können wir die Paläoökologie dieser Zeit rekonstruieren."
Die Forscher gehen davon aus, dass das Tier in einem Alter von drei oder vier Jahren starb – als Jugendlicher. Noch ist unbekannt, wie lange das Wollnashorn im Permafrost lag. Ein Zeitraum von bis zu 50.000 Jahren wäre denkbar.
Im kommenden Jahr wird der Kadaver nach Jakutsk transportiert, die Hauptstadt von Jakutien. Dort sollen besonders die Weichteile des Tieres untersucht werden. Für weitere Untersuchungen soll der Körper anschließend nach Schweden gebracht werden.
"Wir kooperieren schon seit langer Zeit mit dem schwedischen Wissenschaftler Love Dahlen und haben ihm auch die in Jakutien gefundenen Löwenjungen geschickt."
Der Bezirk Abyjski in Jakutien ist bekannt für archäologische Funde. 2014 wurde in dieser Region der Leichnam eines Wollnashorns in einer Goldmine gefunden. 2019 wurden zwei Kadaver des ebenfalls ausgestorbenen Höhlenlöwen am Fluss Tirechtjach entdeckt.
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