Die russischen Behörden haben gegen Ljubow Sobol, Mitarbeiterin von Alexei Nawalnys Fonds zur Bekämpfung von Korruption (FBK), ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch eingeleitet, wie eine Sprecherin des Ermittlungskomitees am Freitag mitteilte.
Hintergrund ist ein Telefonat, dass Nawalny angeblich mit einem FSB-Agenten geführt hat, der ihm in dem Gespräch gestanden haben soll, Teil eines Killer-Teams gewesen zu sein, dass Nawalny mit Nowitschok vergiftet habe.
Sobol hatte kurz nach der Veröffentlichung des Anrufs die mutmaßliche Wohnadresse des angeblichen Mitarbeiters des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB aufgesucht und wurde anschließend von der Polizei festgenommen. Sobol stellte die Festnahme per Live-Stream ins Internet. Auch vor Ort anwesende Journalisten hatten die Festnahme gefilmt. Laut den Beamten hätten sich Mieter des Wohnkomplexes über Sobol beschwert und sie habe sich der Anordnung eines Polizisten widersetzt, hieß es zur Begründung der Festnahme.
Das russische Ermittlungskomitee wirft der 33-Jährigen Anwältin demnach vor, mehrfach mit anderen Personen versucht zu haben, die Wohnung einer älteren Frau mit der Uniform der Verbraucherschutzbehörden betreten zu wollen. Wenig später habe sie vorgetäuscht, eine "verlassene Ehefrau mit Kleinkind" zu sein. So sei Sobol in das Haus gelangt und habe die Wohnung der Frau "gestürmt" und in allen Räumen mit ihrem Handy gefilmt.
Sobol werde dazu nun befragt, ihr Wohnung war bereits vor Bekanntmachung der Einleitung eines Strafverfahrens durchsucht worden. Dabei seien mehrere Geräte, darunter das Handy der siebenjährigen Tochter, beschlagnahmt worden, teilte ihr Rechtsanwalt Wladimir Woronin mit.
Sobol werde nun vorgeworfen, gegen die "Unverletzbarkeit des Hauses durch Gewaltanwendung oder Androhung" verstoßen zu haben, weil sie an der Haustür des Agenten geklingelt habe, äußerte sich dazu FBK-Chef Iwan Schdanow. Ihr drohe bei Hausfriedensbruch im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren.
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(rt/dpa)