Der Journalist Timur Olewski bestätigte mittlerweile auch selbst, dass er den Sender Current Time verlassen werde. Dies soll in den kommenden Monaten geschehen. Laut seinen Vertragsbedingungen darf er die Gründe für seine Entlassung nicht kommentieren.
Olewski steckte vor Kurzem mitten in einem Skandal. Der Journalist Oleg Kaschin hatte Olewskis Behauptungen zitiert, wonach der Schwiegervater des Kremlkritikers Alexei Nawalny am Leben sei und für den KGB oder die GRU in London arbeite. Nawalny dementierte dies und veröffentlichte in seinem Blog die Sterbeurkunde seines Schwiegervaters Boris Abrosimow. "Er war ein stiller, wissenschaftlicher Mitarbeiter, bis er im Jahr 1996 im Alter von 44 Jahren starb. Er war noch nie in London und hätte es auch nie sein können. Wie hätte denn ein gewöhnlicher sowjetischer Bürger nach London reisen können?", schrieb Nawalny in seinem Blog.
Olewski gab später zu, dass er dem Journalisten Kaschin von den angeblichen Verbindungen des Mannes zum Geheimdienst in einem privaten Gespräch erzählt hatte. Konkrete Beweise lägen ihm nicht vor.
Medienberichten zufolge muss Olewski den Sender verlassen, da er an einer Live-Übertragung des Journalisten Oleg Kaschin auf Youtube ohne die Zustimmung seiner Vorgesetzten teilnahm. In dem Stream verurteilte Olewski die Hetze gegen Journalisten, die Nawalny nach den Behauptungen rund um seinen Schwiegervater angeblich arrangiert haben soll.
Olewski arbeitete seit dem Jahr 2015 als Moderator für den russischsprachigen Fernsehsender Current Time. Russlands Justizministerium nahm den Sender im Jahr 2017 zusammen mit Voice of America, Radio Liberty und mehreren anderen Medien in die Liste der sogenannten ausländischen Agenten auf. Current Time wurde unter Beteiligung vom Medienunternehmen RFE/RL (Radio Free Europe/Radio Liberty) gegründet und wird durch Zuschüsse des US-Kongresses finanziert. Der Sitz der Redaktion befindet sich in Prag.
Mehr zum Thema - Bundesregierung findet russische Gegensanktionen im Fall Nawalny "unangemessen"