Russische Medienaufsichtsbehörde scheitert bei Telegram-Blockierung – ist nun aber selbst dabei

Nach jahrelangen Sperrversuchen gab die russische Aufsichtsbehörde Roskomnadsor endlich auf und machte den beliebten Messenger Telegram diesen Juni in Russland offiziell wieder legal. Nun trat sie mit der Erstellung ihres eigenen Kanals selbst in die Reihe der Telegram-Nutzer.

Wie aus dem Profil ersichtlich ist, wurde es am 13. Oktober erstellt. Der erste veröffentlichte Beitrag folgte am 29. Oktober. Bisher wurde der neue Kanal im Internet-Raum kaum beachtet. Erst am Freitag kündigte Roskomnadsor via Twitter an, man könne sich künftig über die Tätigkeit der Behörde auch auf Telegram informieren lassen. Der Kanal hat inzwischen knapp 7.000 Follower.

Seit April 2018 unternahm der russische Föderale Dienst für die Aufsicht im Bereich der Kommunikation, Informationstechnologie und Massenkommunikation (Roskomnadsor) innerhalb von über zwei Jahren zahlreiche Versuche, das Urteil eines Moskauer Gerichts durchzusetzen und den Instant-Messaging-Dienst auf dem Territorium Russlands zu sperren. Als Grund für diesen Beschluss gab die Justizbehörde an, dass Telegram sich angeblich geweigert habe, die Chiffrierschlüssel gemäß der geltenden Datenschutzbestimmungen an den Inlandsgeheimdienst FSB zu übergeben. Die Forderung ging auf die Auffassung von Roskomnadsor zurück, dass Telegram in der Vergangenheit zur Koordination von Terroranschlägen und von Terrorzellen-Logistik genutzt worden sei.

Um den Zugang zum Messenger einzuschränken, blockierte die russische Kommunikationsaufsichtsbehörde mehrere Millionen IP-Adressen, darunter auch die der Cloud-Computing-Anbieter Amazon und Google, denen sich Telegram bedient hatte, um die Sperre zu umgehen. Die Blockierungen führten zu massiven Störungen bei zahlreichen russischen Onlinediensten, die zum Teil schwere finanzielle Verluste davontragen mussten. Trotz der Bemühungen von Roskomnadsor, Telegram weitgehend zu sperren, konnte er hauptsächlich weiterhin auf Umwegen genutzt werden. Am 18. Juni 2020 erlaubte Roskomnadsor im Endeffekt doch, den Messenger wieder ganz legal zu nutzen.

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