Omsker Medizinergewerkschaft zu Nawalnys Vorwürfen: "Sein Leben wurde in Omsk gerettet"

Eine schnelle Rückkehr von Alexei Nawalny in die Öffentlichkeit zeuge davon, dass sein Leben trotz des Medienrummels und der ständigen Einmischung von Drittpersonen von Ärzten in Omsk gerettet wurde. Dies ging aus einem Statement der Omsker Medizinergewerkschaft am Freitag hervor.

Die Mitteilung erschien auf der Webseite der Omsker regionalen Organisation der Gewerkschaft medizinischer Mitarbeiter als Reaktion auf Nawalnys Anschuldigungen gegen das Personal des Omsker Notfallkrankenhauses Nr. 1 in seinem jüngsten Interview mit dem Spiegel. Darin habe der ehemalige Patient den Mitarbeitern der Klinik vorgeworfen, ihm keine angemessene medizinische Hilfe geleistet zu haben, hieß es in der Erklärung.

Wobei negative Anmerkungen manchmal zutreffend und konstruktiv sein mögen, gehe die harte Reaktion der liberalen Öffentlichkeit auf das Vorgehen des Omsker Ärztteams bei der Rettung Nawalnys über die Grenzen der Ethik und des gesunden Menschenverstandes hinweg, erklärten die Vertreter der Gewerkschaft. Sie betonten ferner:

Heute ist die Tatsache, dass Nawalny sein Leben gerade dem Professionalismus der Fachkräfte des Omsker Gesundheitswesens zu verdanken hat, unumstritten.

Dennoch würden die Anhänger des russischen Bloggers nun versuchen, jene zu verleumden, die ihm das Leben retteten. Menschen, die keine medizinische Ausbildung hätten und mit den eng spezialisierten Untersuchungsergebnissen nicht vertraut wären, hätten Urteile über Nawalnys Zustand und seine Diagnose abgegeben. Die Mediziner bezeichneten die Entwicklung der Situation um Herrn Nawalny als eine "politische Diagnose", die mit Medizin nichts zu tun habe.

Die echten Ärzte würden sich immer aus der Politik heraushalten, hieß es in der Erklärung ferner. Inzwischen wird das Personal des Omsker Notfallkrankenhauses Nr. 1 jedoch verstärkt in politische Prozesse hineingezogen. Eine solche Einstellung gegenüber den Ärzten, die ihrer Pflicht ehrlich und professionell nachgegangen sind, sei unzulässig, beklagte die Medizinergewerkschaft. Sie fügte hinzu:

Nur ärztliches Erbarmen und Verständnis dafür, dass der Patient erst vor Kurzem eine schwierige Lebensetappe hinter sich gebracht hat, halten uns von den härtesten Bewertungen dieser Aussagen und prozessualen Handlungen ab. Es ist eine Beleidigung nicht nur für die Ärzte eines einzelnen Krankenhauses, sondern für das gesamte Omsker Gesundheitswesen.

Dabei verwies die Gewerkschaft darauf, dass der Fall Nawalny zwar ungewöhnlich, aber nicht beispiellos in der Erfahrung der Ärzte der Omsker Klinik gewesen sei. Sie sagte:

Trotz des Medienwirbels um den Patienten Nawalny und die ständige Einmischung von Drittpersonen, die mit Medizin nichts zu tun haben, hatten die Ärzte Erfolg.

Sie betrachteten darüber hinaus die Tatsache, dass der Oppositionelle mittlerweile in einem raschen Tempo wieder zum aktiven Leben zurückkehrt als ein weiteres Zeugnis der hervorragenden Leistung der medizinischen Fachkräfte in Omsk.

Die Ärztegewerkschaft sah ein, dass Alexei Nawalny das Geschehene noch überdenken, seine Gewohnheiten korrigieren und mehr auf seine Gesundheit achten müsse. Auf diesem Wege hielt sie es allerdings für wichtig, "die Vernunft zu bewahren, die Realien des Lebens nüchtern zu bewerten und einfach ein Mensch zu bleiben".

Das Nachrichtenmagazin Spiegel hatte am Donnerstag das erste große Interview mit Alexei Nawalny nach dessen Entlassung aus der Berliner Charité veröffentlicht. Darin gab der Oppositionspolitiker der russischen Regierung die Schuld für seine angebliche Vergiftung und behauptete, dass hinter der Tat persönlich der russische Präsident Wladimir Putin stehe. Der Kreml wies Nawalnys Vorwürfe als "absolut unzulässig" zurück und warf dem Oppositionellen seinerseits vor, mit ausländischen Geheimdiensten, darunter der CIA, zusammenzuarbeiten. 

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